DOI Artikel:
Leichtigkeit
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7711#0103
INNEN-DEKORATION
ernst friedmann. laubengano. aus d. ausstelluno »frühlingsschau 1914« im hohenzollern-kunstoew.-haus.
LEICHTIGKEIT. Es ist dem Künstler erlaubt, ja es ist
j ihm sogar geboten, sich hier und da von der liebens-
würdig-ungezogenen Seite zu zeigen und dem »Geist der
Schwere« bewußt entgegen zu treten. Und vor allem darf
man nicht etwa glauben, Leichtigkeit und Zierlich-
keit seien eben auch nur »leichte« Eigenschaften, ernsten
Strebens nicht wert! Leichtigkeit im ästhetischen Sinne be-
deutet: Aktive Überwindung der Schwere, dieser
ursprünglichsten Hemmung, dieser uralten Erbsünde des
Stoffes! Und insofern liegt in der Leichtigkeit und Zier-
lichkeit doch ebenfalls Kraft, so gewiß als solche Über-
windung der Schwere Kraft voraussetzt. Leichtigkeit als
ästhetische Eigenschaft im besonderen ist eine ausge-
sprochen geistige und göttliche Qualität. Wenn man den
ästhetischen Hauptunterschied zwischen Dingen der Na-
tur und Menschenwerk mit einem Worte bezeichnen
wollte, so könnte man sagen: Die Dinge, die der Mensch
erdacht und gemacht hat, haben stets eine gewisse Schwere;
in ihnen überwiegen die stofflichen, ungeistigen Bestand-
teile, selbst wenn sie dem Gewichte nach noch so leicht
und duftig sein mögen. Die Dinge der Natur hingegen
haben alle einen wunderbaren Auftrieb in sich, eine gött-
liche Leichtigkeit, die der Mensch wohl erfühlen, aber in
seinem Werk niemals erreichen kann......... h.
ernst friedmann. laubengano. aus d. ausstelluno »frühlingsschau 1914« im hohenzollern-kunstoew.-haus.
LEICHTIGKEIT. Es ist dem Künstler erlaubt, ja es ist
j ihm sogar geboten, sich hier und da von der liebens-
würdig-ungezogenen Seite zu zeigen und dem »Geist der
Schwere« bewußt entgegen zu treten. Und vor allem darf
man nicht etwa glauben, Leichtigkeit und Zierlich-
keit seien eben auch nur »leichte« Eigenschaften, ernsten
Strebens nicht wert! Leichtigkeit im ästhetischen Sinne be-
deutet: Aktive Überwindung der Schwere, dieser
ursprünglichsten Hemmung, dieser uralten Erbsünde des
Stoffes! Und insofern liegt in der Leichtigkeit und Zier-
lichkeit doch ebenfalls Kraft, so gewiß als solche Über-
windung der Schwere Kraft voraussetzt. Leichtigkeit als
ästhetische Eigenschaft im besonderen ist eine ausge-
sprochen geistige und göttliche Qualität. Wenn man den
ästhetischen Hauptunterschied zwischen Dingen der Na-
tur und Menschenwerk mit einem Worte bezeichnen
wollte, so könnte man sagen: Die Dinge, die der Mensch
erdacht und gemacht hat, haben stets eine gewisse Schwere;
in ihnen überwiegen die stofflichen, ungeistigen Bestand-
teile, selbst wenn sie dem Gewichte nach noch so leicht
und duftig sein mögen. Die Dinge der Natur hingegen
haben alle einen wunderbaren Auftrieb in sich, eine gött-
liche Leichtigkeit, die der Mensch wohl erfühlen, aber in
seinem Werk niemals erreichen kann......... h.