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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 26.1915

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Wagenführ, Max: Ein Landhaus von Heinrich Straumer: das Haus Schröder in Dahlem - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7711#0117
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XXVI. JAHRGANG.

DARMSTADT

MÄRZ 1915.

EIN LANDHAUS VON HEINRICH STRAUMER

DAS HAUS SCHRÖDER IN DAHLEM-BERLIN

Es ist die Frage aufgeworfen worden, ob die
deutsche Kunst nach der Beendigung des
siegreichen Feldzuges sich neu orientieren müsse.
Die Frage läßt sich, so allgemein gestellt, nicht
mit ja oder nein beantworten, es wäre nötig, die
ganzen Voraussetzungen der Kunst unter dem
neuen Gesichtswinkel zu untersuchen, da wir aber
jetzt auch diese neuen Gesichtspunkte noch nicht
endgültig erkennen können, erscheint die Beant-
wortung, wenn man sich nicht in leere Prophetie
verlieren will, verfrüht. Mit Sicherheit aber läßt
sich sagen, daß nach dem Kriege, und selbst nach
einem für uns unglücklichen, das nationale Mo-
ment stärker als bisher bestimmend in den Vor-
dergrund treten wird. Für die meisten Künste
wird auch zunächst der Inhalt in eine starke An-
lehnung an das große Erlebnis treten, und dadurch
wird dort das künstlerische Schaffen, das in der
letzten Entwickelung sich mehr und mehr von
dem »Literarischen« in der bildenden Kunst los-
sagte und formalistische und artistische Probleme
bevorzugte, wieder auf das Gegenständliche ge-
lenkt werden und hoffentlich wieder dahin kom-
men, daß der Inhalt allein die Form bestimmt.
Dieser Grundsatz ist nun in der Baukunst der

letzten Jahre, im Gegensatz zum unmittelbar vor-
hergehenden, rein formalistischen Prinzip, bereits
allgemein wieder anerkannt worden und hat unsere
neue deutsche Baukunst zu einer neuen Blüte ge-
bracht. — Da nun der in der Architektur be-
stimmende Inhalt durch die Kriegsereignisse, viel-
leicht mit der einzigen Ausnahme der monumen-
talen Denkmalskunst, nur mittelbar beeinflußt wird,
kann man mit einiger Sicherheit voraussagen, daß
unsere Baukunst nach dem Kriege die begonnene
Entwickelung unbeirrt fortsetzen wird. Sie hatte
bereits die nationale Note gewonnen, der Aufstieg
wird jetzt nur rapider sein, da nun die Masse des
Volkes feinhöriger für diese Werte geworden ist.

Es ist mir eine besondere Freude, heute von
einem Werke Heinrich Straumers berichten zu
dürfen, das so recht als Beispiel dieser neuen
deutschen nationalen Kunst gelten kann, dessen
Gehaben auch nach einem Kriege, der Deutsch-
land die kulturelle Weltherrschaft sicherte, nicht
anders sein würde und dürfte. Gerade weil es
kein Werk großer Monumentalkunst ist, sondern
die gute Kunst des Alltags verkörpert, wirkt es
typisch. Wir brauchen jetzt nicht mehr Englands
Wohnkultur der unseren voran zu stellen; wenn

»15. m. i.
 
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