Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 26.1915

DOI Artikel:
Bombe, Walter: Zum Wiederaufbau zerstörter Ortschaften Ostpreussens
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7711#0354

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
330

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT OTTO INGOLD-BERN DAMENZIMMER. HOLZWERK UND MÖBEL IN BIRNBAUM

ZUM WIEDERAUFBAU ZERSTÖRTER ORTSCHAFTEN OSTPREUSSENS

Nachdem der Krieg im äußersten Osten Deutschlands
ganze Ortschaften und Tausende von Häusern ver-
nichtet hat, ist durch unsere Regierung ein Wiederaufbau
des Zerstörten erfreulicherweise sofort in Angriff ge-
nommen worden. In Königsberg wirkt der Oberpräsident
in diesem Sinne gemeinsam mit dem Hauptbauberatungs-
amt, das die Baupläne aufstellt, die Bauordnungen durch-
prüft und die Baumaterialien beschafft. Den fünfzehn
Nebenbauämtern, die von Bezirksarchitekten geleitet wer-
den, unterliegt die Ermittelung des Tatbestandes der Zer-
störung, die Überwachung der Aufräumungsarbeiten und
der Bauten selbst, für die Entwürfe und Kostenanschläge
gefertigt werden. Damit sind für die planmäßige Wieder-
herstellung Ostpreußens die Vorbedingungen geschaffen.

Über den Umfang der Beschädigungen von Bau-
denkmälern berichtet der Provinzialkonservator Prof.
Dethlefsen im Zentralblatt der Bauverwaltung und das
Ostpreußenheft des Deutschen Bundes »Heimatschutz«.
Danach sind die Russen bei ihrem Vernichtungswerke
ganz planmäßig vorgegangen, beseelt von dem Ge-
danken, nur möglichst viel Schaden anzurichten. Was
der Soldat nicht zerstörte, das wurde gestohlen und fort-
geführt oder absichtlich verdorben. Nichts durfte gerettet
werden. So verbrannte alles Brennbare bis auf die letzte

Spur. Nur die kahlen Mauern stehen noch, die Giebel
und die Schornsteine ragen frei in die Luft. Fast das
gleiche Bild bieten die von Geschossen zerstörten Häuser
und Straßen. Auf dem Lande sind die Fachwerk- und
Holzbauten völlig vernichtet.

Auffällig ist, daß die Kirchen und die Denkmäler auf
den Marktplätzen sonst ganz verbrannter Städte verschont
geblieben sind. Oft danken sie die Schonung ihrer von
der Feuerzone abgewendeten Lage, oft dem großen Fried-
hofe, der auch inmitten des Dorfes den Brand von ihnen
fernhielt. Wo sie mit verbrannten, handelte es sich meist
um Orte, die in der Feuerlinie der Schlacht lagen; zum
Glück in keinem Falle um Denkmalswerke ersten Ranges.
Die Kirchen in Gerdauen, Glockstein und Possessern,
die beschossen wurden, weil der Feind sie als Beobach-
tungsstand benutzte, sind wiederherstellbar. Zu be-
klagen ist der Verlust der Kirche zu Alienburg mit ihrem
reichen Inventar vom Ende des siebzehnten Jahrhunderts.
Die Russen haben sie aus strategischen Gründen in Brand
gesteckt und den Turm in die Luft gesprengt, um den
Unsern den hohen Beobachtungsstand zu nehmen.

Gleich den meisten Kirchen sind auch die festen
Häuser des Ordens verschont geblieben. Die Neidenburg
ist an den südlichen Wehrgangdächern von Kugeln be-
 
Annotationen