INNEN-DEKORATION
211
zielte man auf das »Dekorative« , heute
direkt auf die Wand, die gemauerte, ge-
putzte, getünchte Wand. — Es wäre jam-
merschade, wenn die günstige Gelegen-
heit, unsere Wandmalerei entscheidend
und ernstlich vorwärts zu bringen, wieder
ergebnislos bleiben sollte. Die großen mo-
numentalen Aufgaben nach dem Kriege
würden dann wieder denselben geschäfts-
klugen Akademikern in die Hände fallen
wie bisher, während die freie Kunst ihre
Bahn weiter geht und den Punkt ihrer
größten Wandnähe bald verläßt. — Die
Arbeiten von Otto Fischer-Trachau,
die zu diesen Bemerkungen Anlaß boten,
haben manches, was sie mit moderner
Graphik, manches, was sie mit der jüng-
sten Malerei verbindet. Die Ausmalung
des Parkhauses in Bochum, die sein reif-
stes Werk ist, hat aus der Entfesselung des
Striches höchst eigenartige Effekte geholt.
Der Pinsel dichtet in freier Weise die Ar-
chitektur weiter, die Farbe übernimmt die
Rolle, die in Rokoko dem Stuck zugefallen
war. Fischers Figuren zeigen, daß er auch ohne ornamen- flußt durch den neuen Nachbarn, zu dem jede Eigen-
tale Hilfe den Wandstil gut zu treffen weiß, adolf vogt. schaft in Vergleich tritt. Was hell war, strahlt neben
* dem Dunkel. Die Geraden werden steil, wo weiche
DIE GRUPPE. Was einsam steht, ist von der Glorie Rundung sich nähert. Unwillig und verwundert leihen
der Einzigartigkeit sich die zweifelhaften
umgeben. Es möchte • '|^»^^—B_-->B1P-III-IB11>1111_^^ Freunde Maßstab, Moti-
dir einreden, nichts exi- vierung, Formensinn,
stiere außer ihm, das Der Pokal setzte als An-
seines Wesens, das ihm halt für Maße und Cha"
gleich und gleichwertig ._____.----^^^^ rakter eine zierliche
sei. Es ist nur durch sich J0s^^0&^^**^Z*'^>^^\> Ha"d voraus' man denkt
selbst erklärbar, und be- X^Ht^siW'- dicsc sofort auch llcr
steht nur zu seinem ei- tM/jjÄSBga^-^^^Wl^ fils§SVV\ Vase als Trägerin hierzu,
genen Ruhm. Aller IM Igt Jöfc^W^\ Die kreisenden Kräfte,
Glanz, der von ihm aus- j Pjf*f^ßi*S&r-£\ var^t^V^ | die die Vase gedreht, das
geht, strahlt auf den Kr ■ Feuer, das sie gebrannt,
einen Ausgangspunkt, I B^EkI suchen wir im Pokal
die eine Sonne zurück. ■ I MKi wieder. Es ist nicht zu-
Gefährlich ist es darum, H^V/V v'e^ §esaS' - wenn wir
solche stolze Einsamkeit behaupten, Koppelung
in Gesellschaft zu brin- V I Lnug ^|&H bewirkt, daß jeder
gen. Stelle eine Vase wlfl H^l der zusammengebrach-
mit einem Pokal zusam- M£ 1 11. ten Gegenstände neu ge-
men, sie ändern beide schaut und neu aufge-
im Moment ihr Wesen. faßt wird. Reizende Ef-
Mit des Alleinherrschaft ^fl^H BflB^J fekte, Spannungen, Stei-
ist es vorbei, eifersüchtig A^^Eb^H !■* gerungen entstehen oft
und mißtrauisch prüft k*;'' \ ISi daraus. Doch eben so
eins das andere, ob seine oft gibt es Unglück: Die
Kräfte dem Fremden ge- HÖll Nachbarn vertragen sich
wachsen, ob es ihm l-^-Ä IIA^H nicht, die Mehrung der
Freund oder Feind sein [!■ \m£ Gegenstände hat die
soll. Die Beziehungen iw^I ■ ■Km! Wirkung nicht ver-
zucken hin und her. Es doppelt, sondern zer-
gibt Kleiner und ^=JB9 BflB^HH st"rtjaumann.
Größer, Feiner und Grö- T7 8 gibt nur ein Glück -
ber, es gibt Grade des Wgi^m»***M***W**Mm*M**mMMMMM*9tMmMMMMMI^m i „ dig pflicht nur
Wertes. Jede Schät- Trost die Arbeit, nur
zung jeder Genuß wird eineFreude das Schöne,
abgelenkt und beein- otto fischer-trachau. »dekorative bilder u. Türumrahmung« carmen sylva.
191S. VI. 2.
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zielte man auf das »Dekorative« , heute
direkt auf die Wand, die gemauerte, ge-
putzte, getünchte Wand. — Es wäre jam-
merschade, wenn die günstige Gelegen-
heit, unsere Wandmalerei entscheidend
und ernstlich vorwärts zu bringen, wieder
ergebnislos bleiben sollte. Die großen mo-
numentalen Aufgaben nach dem Kriege
würden dann wieder denselben geschäfts-
klugen Akademikern in die Hände fallen
wie bisher, während die freie Kunst ihre
Bahn weiter geht und den Punkt ihrer
größten Wandnähe bald verläßt. — Die
Arbeiten von Otto Fischer-Trachau,
die zu diesen Bemerkungen Anlaß boten,
haben manches, was sie mit moderner
Graphik, manches, was sie mit der jüng-
sten Malerei verbindet. Die Ausmalung
des Parkhauses in Bochum, die sein reif-
stes Werk ist, hat aus der Entfesselung des
Striches höchst eigenartige Effekte geholt.
Der Pinsel dichtet in freier Weise die Ar-
chitektur weiter, die Farbe übernimmt die
Rolle, die in Rokoko dem Stuck zugefallen
war. Fischers Figuren zeigen, daß er auch ohne ornamen- flußt durch den neuen Nachbarn, zu dem jede Eigen-
tale Hilfe den Wandstil gut zu treffen weiß, adolf vogt. schaft in Vergleich tritt. Was hell war, strahlt neben
* dem Dunkel. Die Geraden werden steil, wo weiche
DIE GRUPPE. Was einsam steht, ist von der Glorie Rundung sich nähert. Unwillig und verwundert leihen
der Einzigartigkeit sich die zweifelhaften
umgeben. Es möchte • '|^»^^—B_-->B1P-III-IB11>1111_^^ Freunde Maßstab, Moti-
dir einreden, nichts exi- vierung, Formensinn,
stiere außer ihm, das Der Pokal setzte als An-
seines Wesens, das ihm halt für Maße und Cha"
gleich und gleichwertig ._____.----^^^^ rakter eine zierliche
sei. Es ist nur durch sich J0s^^0&^^**^Z*'^>^^\> Ha"d voraus' man denkt
selbst erklärbar, und be- X^Ht^siW'- dicsc sofort auch llcr
steht nur zu seinem ei- tM/jjÄSBga^-^^^Wl^ fils§SVV\ Vase als Trägerin hierzu,
genen Ruhm. Aller IM Igt Jöfc^W^\ Die kreisenden Kräfte,
Glanz, der von ihm aus- j Pjf*f^ßi*S&r-£\ var^t^V^ | die die Vase gedreht, das
geht, strahlt auf den Kr ■ Feuer, das sie gebrannt,
einen Ausgangspunkt, I B^EkI suchen wir im Pokal
die eine Sonne zurück. ■ I MKi wieder. Es ist nicht zu-
Gefährlich ist es darum, H^V/V v'e^ §esaS' - wenn wir
solche stolze Einsamkeit behaupten, Koppelung
in Gesellschaft zu brin- V I Lnug ^|&H bewirkt, daß jeder
gen. Stelle eine Vase wlfl H^l der zusammengebrach-
mit einem Pokal zusam- M£ 1 11. ten Gegenstände neu ge-
men, sie ändern beide schaut und neu aufge-
im Moment ihr Wesen. faßt wird. Reizende Ef-
Mit des Alleinherrschaft ^fl^H BflB^J fekte, Spannungen, Stei-
ist es vorbei, eifersüchtig A^^Eb^H !■* gerungen entstehen oft
und mißtrauisch prüft k*;'' \ ISi daraus. Doch eben so
eins das andere, ob seine oft gibt es Unglück: Die
Kräfte dem Fremden ge- HÖll Nachbarn vertragen sich
wachsen, ob es ihm l-^-Ä IIA^H nicht, die Mehrung der
Freund oder Feind sein [!■ \m£ Gegenstände hat die
soll. Die Beziehungen iw^I ■ ■Km! Wirkung nicht ver-
zucken hin und her. Es doppelt, sondern zer-
gibt Kleiner und ^=JB9 BflB^HH st"rtjaumann.
Größer, Feiner und Grö- T7 8 gibt nur ein Glück -
ber, es gibt Grade des Wgi^m»***M***W**Mm*M**mMMMMM*9tMmMMMMMI^m i „ dig pflicht nur
Wertes. Jede Schät- Trost die Arbeit, nur
zung jeder Genuß wird eineFreude das Schöne,
abgelenkt und beein- otto fischer-trachau. »dekorative bilder u. Türumrahmung« carmen sylva.
191S. VI. 2.