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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Lux, Joseph August: Ideen zum Schmuck des eigenen Heims, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0351

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INNENDEKORATION

323

ARCHITEKT J. E. MARGOLD-DARMSTADT »HERRENZIMMER IN POLIERTEM HOLZ«

IDEEN ZUM SCHMUCK DES EIGENEN HEIMS

VON JOSEPH AUG. LUX

In Gedanken gehe ich durch mein Haus und gebe jedem
einzelnen Raum die letzte Gnade. Ich tue es für mich
selber und ganz nach meinem persönlichen Geschmack
als der einzigen Facon, nach der ich selig werden kann.
Ich bin kein Schulmeister und habe längst aufgehört, die
Welt zu verbessern und zu belehren. Man kann es also
auch anders machen, jeder auf seine Art, dem Genie sind
keine Grenzen gesetzt.

Darüber gibt es kein bedauerndes Achselzucken; viel-
leicht aber glaubt mich jemand zu schelten, ich sei zum
Dekorateur geworden. Allerdings, jetzt bin ich Dekora-
teur und behaupte, daß es gar keine kleine Kunst ist, die
ich in diesem Augenblick ausübe, deren Grundgesetz für
mich darin besteht, daß die sogenannten »Dekorationen«
gleich Dichtungen die genauen äußeren Entsprechungen
der Interieurs der Seele seien. So tief wurzeln die Ge-
setze des guten Geschmacks, der darum immer eine innere
Bedingtheit und somit ein persönliches Gesicht haben
wird. In irgend einer Beziehung ist das Heim immer ein
Abbild der eigenen Seele, zuweilen auch Verräter und
Ankläger. Ein Haus und eine Wohnung ist noch unbe-
seelt, wenn es der Architekt übergibt und wenn die Möbel
hineingestellt sind; tote Materie ist es, die erst Seele und
somit Leben empfängt, wenn die persönlich ordnende

Hand eingreift und den Dingen einen eigenen Sinn gibt.
Das hat mit Reichtum nichts zu tun, sondern mit jenem
inneren Kräftestrahl, der auch im bescheidensten Raum
Wunder wirken kann. — Meine idealen Zimmer sollen
Bildern gleichen, die in jeder Einzelheit mit der gleichen
Liebe und Gründlichkeit behandelt sind, wie die Gemälde
alter Meister, davon ein Fragment die Schönheit des
Ganzen ahnen läßt. Aber zum Trost der anderen und
zur eigenen Entschuldigung sei bemerkt, daß ein Ideal-
zimmer ebenso wenig wie ein Bild oder ein Mensch so
langweilig sein darf, in jeder Beziehung vollkommen sein
zu wollen. Das Unvollkommene ist immer auch ein An-
reiz. Ich komme von einer längeren Reise zurück, war
vielfach Gast in Bauernhäusern und adeligen Schlössern,
die vollgestopft sind mit alten Erinnerungen und Tausend-
sächelchen, mit denen ich in Gedanken spiele und nach
eigener Laune verfahre, indem ich auswähle, umordne
und neue köstliche Interieurs daraus schaffe, die nur mir
gehören. Aber selbst in meinen eigenen Räumen gefällt
mir nicht alles so, wie es früher war. Man muß verändern
können, umschaffen, neugruppieren, die Dinge aus der
starren Gewohnheit lösen, damit sie eine neue Sprache
gewinnen und wieder Phantasie bezeugen. Das ist ja Dein
Zweck, erlesener Kleinkram, außer daß Du schön bist
 
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