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INNEN-DEKORATION
architekten kahl & endresen —hamburg »haupteingangshalle der konventu alinnen«
der schönen Farbenwirkung der ganzen Anlage. Zu ein langer Strich, ohne Halt in sich und ohne Stützung,
einem künstlerisch durchempfundenen harmonischen Ge- Er muß einknicken! — Ein anderer Fall: Das Erdgeschoß
samteindruck verschmelzen die Umrisse der schwarzen eines Geschäftshauses; schwarzer Marmor, poliert, als
Dächer, das schwärzliche Rot des Klinkers, das Weiß Einfassung der riesigen Schaufenster. Darüber alles gelber
des Steins, der Putzflächen, der Gesimse und Fenster, Sandstein. Hier wirkt der glänzende Marmor, zusammen
das stumpfe Grün der Läden, das Leuchtende der Rasen- mit dem Glas, wie Luft. Die Steinmasse darüber hat
flächen und das dunkle Laub der alten Linden und Ka- keine Basis. Es ist dem Auge unverständlich, warum sie
stanien. Den Zutritt zu der ganzen Anlage vermittelt nicht einstürzt. — Gehen wir weiter durch die Straßen,
ein mächtiges, die beiden Hauptgebäude verbindendes die verschiedenen Färbungen beobachtend. Merkwürdig,
Eingangstor in schwerer und reicher Kunstschmiedearbeit mit welcher Sicherheit fast regelmäßig das Falsche ge-
mit bronzenem Klosterwappen. Ein breiter Fußsteig aus troffen ist. Die tragenden Teile der Wagen sind farbig
Granitplatten und eine Fahrbahn führen rings um den bemalt, die Füllungen ernst und grau. Das leichte Klapp-
Klosterhof, der nach der Alsterseite hin durch eine Sand- dach der Automobile sieht aus wie Blei, die gediegenen
steinbrüstung mit Vasen abgegrenzt wird. In der Mitte, Wände wie Pappe. Ja, hat denn die Rose graue Blüten
von grünem Rasen umgeben, steht die eindrucksvolle und farbige Stiele? Macht man den Rahmen bunter als
St. Johannis-Figur in Muschelkalk auf rundem Sockel das Bild? Wenn die Packung greller gefärbt ist als die
mit altchristlich-byzantinischen Verzierungen. Das Motiv Ware, so ist eben die Ware der Kern, die Hülle das
für die Figur ist dem silbernen Deckelblatt eines alten lockende Blatt. Aber arbeitende Teile dürfen niemals zu
dem Kloster gehörigen Evangeliars entnommen, das die schmückenden, Träger nicht zu Füllungen umgeschmückt
Gestalt des Johannis in getriebener Arbeit trägt. ... r. werden. Der unruhige Eindruck unserer Straßen rührt
* zu einem nicht geringen Teil von solchem sinnwidrigen
F'UNKTION UND FARBE. Eine Hängebrücke. Der Rollentausch her. Die Maschine wird stets gesammelt und
tragende Bogen, die Kette, ist weiß, der Brücken- ernst in der Farbe sein müssen, ebenso wie der Stein, der
körper schwarz gestrichen: ein seltsames, unlogisch an- schwer zu tragen hat. Der Obstbaum hat bescheidene Blü-
mutendes Bild. Was am meisten arbeitet, wirkt, als ob ten. Am grellsten leuchtet die taube Tulpe. Was ist Farbe?
es wegfliegen, in der Luft verschweben wollte. Die Ein Aufblühen überschüssiger Kräfte, eine Brechung des
Brückenbahn dagegen mit dem Geländer erscheint als Lichtes, das nicht zu erhellen, nicht zu wärmen braucht, a.j.
INNEN-DEKORATION
architekten kahl & endresen —hamburg »haupteingangshalle der konventu alinnen«
der schönen Farbenwirkung der ganzen Anlage. Zu ein langer Strich, ohne Halt in sich und ohne Stützung,
einem künstlerisch durchempfundenen harmonischen Ge- Er muß einknicken! — Ein anderer Fall: Das Erdgeschoß
samteindruck verschmelzen die Umrisse der schwarzen eines Geschäftshauses; schwarzer Marmor, poliert, als
Dächer, das schwärzliche Rot des Klinkers, das Weiß Einfassung der riesigen Schaufenster. Darüber alles gelber
des Steins, der Putzflächen, der Gesimse und Fenster, Sandstein. Hier wirkt der glänzende Marmor, zusammen
das stumpfe Grün der Läden, das Leuchtende der Rasen- mit dem Glas, wie Luft. Die Steinmasse darüber hat
flächen und das dunkle Laub der alten Linden und Ka- keine Basis. Es ist dem Auge unverständlich, warum sie
stanien. Den Zutritt zu der ganzen Anlage vermittelt nicht einstürzt. — Gehen wir weiter durch die Straßen,
ein mächtiges, die beiden Hauptgebäude verbindendes die verschiedenen Färbungen beobachtend. Merkwürdig,
Eingangstor in schwerer und reicher Kunstschmiedearbeit mit welcher Sicherheit fast regelmäßig das Falsche ge-
mit bronzenem Klosterwappen. Ein breiter Fußsteig aus troffen ist. Die tragenden Teile der Wagen sind farbig
Granitplatten und eine Fahrbahn führen rings um den bemalt, die Füllungen ernst und grau. Das leichte Klapp-
Klosterhof, der nach der Alsterseite hin durch eine Sand- dach der Automobile sieht aus wie Blei, die gediegenen
steinbrüstung mit Vasen abgegrenzt wird. In der Mitte, Wände wie Pappe. Ja, hat denn die Rose graue Blüten
von grünem Rasen umgeben, steht die eindrucksvolle und farbige Stiele? Macht man den Rahmen bunter als
St. Johannis-Figur in Muschelkalk auf rundem Sockel das Bild? Wenn die Packung greller gefärbt ist als die
mit altchristlich-byzantinischen Verzierungen. Das Motiv Ware, so ist eben die Ware der Kern, die Hülle das
für die Figur ist dem silbernen Deckelblatt eines alten lockende Blatt. Aber arbeitende Teile dürfen niemals zu
dem Kloster gehörigen Evangeliars entnommen, das die schmückenden, Träger nicht zu Füllungen umgeschmückt
Gestalt des Johannis in getriebener Arbeit trägt. ... r. werden. Der unruhige Eindruck unserer Straßen rührt
* zu einem nicht geringen Teil von solchem sinnwidrigen
F'UNKTION UND FARBE. Eine Hängebrücke. Der Rollentausch her. Die Maschine wird stets gesammelt und
tragende Bogen, die Kette, ist weiß, der Brücken- ernst in der Farbe sein müssen, ebenso wie der Stein, der
körper schwarz gestrichen: ein seltsames, unlogisch an- schwer zu tragen hat. Der Obstbaum hat bescheidene Blü-
mutendes Bild. Was am meisten arbeitet, wirkt, als ob ten. Am grellsten leuchtet die taube Tulpe. Was ist Farbe?
es wegfliegen, in der Luft verschweben wollte. Die Ein Aufblühen überschüssiger Kräfte, eine Brechung des
Brückenbahn dagegen mit dem Geländer erscheint als Lichtes, das nicht zu erhellen, nicht zu wärmen braucht, a.j.