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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Plock, Karl: Das Modellschiff und seine Erbauer, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0464

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DAS MODELLSCHIFF UND SEINE ERBAUER

(SCHLUSS)

Die Bäume, die zum Schiffbau bestimmt waren, wurden
über den Boden kranzförmig angeschlagen, sodaß der
Saft herauslief, und erst nach Jahresfrist, wenn der Stamm
und die Aste trocken waren, wurde er gefällt. So hatte
man immer das beste Holz und damit konnte man auch
diese Bauten fügen. Die damaligen Seeleute waren äußerst
tüchtige Menschen, die selbst mit schlecht gebauten und
fehlerhaften Schiffen gute Fahrten machten. Sie waren
zugleich Zimmerleute, Reepschläger und Holzbildhauer,
Schneider und Schuhmacher. Bei der großen Menge von
Schnitzereien an den Aufbauten des Schiffes halfen sie
tüchtig mit unter Leitung eines berufenen Holzbildhauers.
So beim Aushauen der großen Gallionsfigur, des » de Leu «,
wie man damals jede Figur am Vorderteil des Schiffes
nannte und wenn es selbst eine Aphrodite gewesen wäre,
beim Schnitzen der Ornamente, Götterfiguren, Tritanen,
Delphine und Seepferde am Heck und den Seitengalerien.
Der übrige und größte Teil der Besatzung der Schiffe,
der zur Bedienung der vielen Geschütze nötig war, wurde,
wenn freiwilliger Zulauf fehlte, und wenn die vielver-
sprechende Werbetrommel versagte, einfach gepreßt.

Während der Rumpf der großen Segelschiffe bis ins
19. Jahrhundert hinein fortwährenden Umänderungen,
auch hinsichtlich des Stiles unterworfen war, blieb der
ganze Bau der Galeere und auch deren Takel vom 16.
Jahrhundert an, etwa von der Schlacht bei Sepanto, wo
sich 500 Galeeren, 6 Galeassen und etwa 130 andere

Schiffe gegenüberstanden, bis heute, d. h. bis 1827, wo
die letzten Galeeren der Türken bei Navarin noch wacker
mitfochten, sich unverändert gleich. Der Unterwasser-
bau ist fast noch derselbe geblieben wie der der römischen
Galeeren, und nur die Ausleger für die Ruder sind Eigen-
heiten der mittelalterlichen Ruderschiffe. Der Sporn
verschwand und das niedrige Vorderdeck wurde flach
gelegt und ging an beiden Borden 3 Fuß breit hinaus um
die aufkommende See zurückzudrücken, damit die ganz
vorne und niedrig stehende Batterie nicht unter Wasser
gesetzt wurde. Diese feuerte in der Richtung des Kiels,
wobei als Merkwürdigkeit auffällt, daß die Galeere das
einzige Geschütz führte, welches freien Rücklauf hatte.
In der Mitte der Pröda, des Uberbaues, in dem sich die
Batterie befand, stand die größte und schwerste Kanone,
die »Canone di corsia« senkrecht über dem Kiel, und es
mußte auch aus diesem Grunde der Fockmast, der »albero
trinchetto« etwas nach Backbord auf die Seite gerückt
werden. — Die anderen 4—6 kleineren und kleinsten
Geschütze waren rechts und links der großen Kanone
aufgestellt. Es wurden von dieser nur Rikoschettschüsse
abgegeben und man sieht jetzt ein, warum das vordere
Deck, das Deck des »Sperone« flach liegen muß.

Die abgeschossene Kugel prallte dann in größerer und
dann immer kleiner werdenden Entfernung aufs Wasser,
wieder heraus, wieder darauf usw. bis sie ihr Ziel traf
und dort großen Schaden anrichten konnte. Nicht alle
 
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