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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Georges, August: Die neuen Aachener Kur- und Bade-Anlagen:aAusgeführt von Karl Stöhr
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0152
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INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT KARL STÖHR—MÜHCHEN

»KURHAUS AACHEN« • IN DER WANDELHALLE

blicken; nicht so reich zwar, mehr zurückgehalten in der
Wahl der Ausdrucksmittel, aber künstlerisch unstreitig
nicht minder vollwertig.

Kernpunkt dieses Kurhauses ist ein ernst-feierlicher
Fest- und Konzertsaal, der fast 1000 Sitzplätze bietet.

Der Saal ist in die Längsachse gelegt, am Kopfstück
als Halbrund ausgebildet und zu Seiten in Galeriehöhe
mit breiten Balkonnischen ausgebuchtet. Den Hauptton
gibt satte Nußbaumvertäfelung in Mattpolitur und einge-
legter Ornamentik in Palisanderholz bis zur Galerie-
brüstung reichend, dann setzt in grauem und gelbem Ton
Stuckierung mit farbiger Malerei und allegorischen Fi-
guren ein; über kanneliierten Säulen und luftig behandel-
tem Fries spannt sich eine in tiefen Feldern eingeschnit-
tene reiche Decke in Tiefblau mit mattem Gold, aus der
traubenförmige Lüster mit Kugeln in Mattweiß blinken.
Über dem im Halbrund eingebauten Podium sind an der
Rückwand fünf hohe Lichtöffnungen mit dekorativ be-
handeltem Holzgitter eingelassen und mit Stoffjalousien
bezogen. Bei gemischten Konzertvorträgen — in Aachen
ist das Chorwesen auf hoher Stufe — wird es möglich,
die Jalousien zurückzuschlagen und die mitwirkenden
Chorsänger und -Sängerinnen in dem an die Lichtöffnungen
anschließenden Aufführungssaal, also über dem Orchester,
aufzustellen. Mit den breit ausladenden Galerien im
Festsaal und deren überhöhten Sitzreihen stellt dieser

Prunksaal eine seltene Feststätte vor, die sich bei Vor-
führungen auch akustisch als außerordentlich günstig er-
wiesen hat. Zu beiden Seiten dieses Konzertsaales, an
den sich Solistenräume, Probezimmer usw. anschließen,
sind angereiht: ein kleinerer Vortragssaal in italienischer
Architektur und Freskobemalung für intimere Konzerte
und Vorträge, ein großes Restaurant mit Wandverkleidung
in rotem Damast und Säulen in Nußbaumvertäfelung, eine
pikante Konditorei in Graublau mit Stuckleisten in weiß
und blauer Bespannung bis zur Höhe idyllischer Park-
fenster, die an eine große Freitreppe grenzen, dann ein
feines Damenzimmer, auf Grün und Weiß gestimmt mit
lustig geblümter Wandbespannung und leichtfüßigem
Mobiliar. Anderseits ein fürstlicher Repräsentationssaal
in blauem Damast mit Altsilberbordüre und Bildern der
feinen Kunst O. M. Porsches-München überm Kamin und
an den Saalwänden, ein Schreibzimmer in Braungelb mit
vornehmer Einrichtung, ein Rauch- und Spielzimmer in
Gelb und Silber, ein behaglicher Lesesaal etwas nach
niederdeutscher Manier, je mit dem entsprechenden Mo-
biliar, Teppichen, Beleuchtungskörpern usw.

Erinnerungstafeln, die beide Treppenaufgänge zu den
Galerien des Kurhaus-Festsaales zieren, geben dem Hause
besondere Weihe. Als plastischen Hauptschmuck erhielt
es in seinem, als offene Säulenhalle ausgebildeten Marmor-
vestibül an beiden Stirnseiten des Tonnengewölbes, die
 
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