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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Pazaurek, Gustav E.: Niederlage der Qualität?, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0031

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INNEN-DEKORATION

13

ENTWURF: LUC1AN BERNHARD—BERLIN

ANKLEIDERAUM NEBENST. SCHLAFZIMMERS

N

NIEDERLAGE DER QUALITÄT?

VON PROFESSOR GUSTAV E. PAZAUREK

«St sieh auch im fü.fteu Jahre die Alleiuuemehaft wohl n«, um ««»?~-^**;Ä"£uueS
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in Grau erscheinen namentlich für den Kunstfreund überall
bei uns die Verhältnisse, und die bekannte Faust-Szenerie
»Trüber Tag, Feld« wird wenigstens in ihrem ersten
Teile in Permanenz erklärt.

Ich dürfte nicht der einzige gewesen sein, der vor
Jahr und Tag unter dem Eindruck der herrlichen Erfolge
unserer Armeen vom »Sieg der Qualität«*) auf der
ganzen Linie träumte. — Die allzu schönen Perspektiven
haben sich leider nicht bewahrheitet, wenn auch an den
weiteren Darlegungen nichts geändert wird. Wir sind
in dem allgemeinen Weltringen der erdrückenden Uber-
macht erlegen. Unsere Niederlage ist zum Glück trotz
ihres furchtbaren Umfanges kein hoffnungsloser Zu-
sammenbruch , wie ihn etwa Serbien und Rumänien er-
lebten, die alles wieder von Anfang an neu aufbauen
müssen, oder gar Rußland, dessen chaotische Zustände
wohl noch manche Jahre nicht beseitigt sein werden, oder
erst in unseren Tagen Ungarn, dessen Ohnmacht sich
jetzt so recht zeigt. Im deutschen Reiche haben trotz
der gewaltigen politischen Umwälzungen dennoch, dank
der verständnisvollen Einsicht von beiden Seiten im
allgemeinen, die geordneten Verhältnisse zu bestehen
nicht aufgehört, und es handelt sich in erster Reihe doch

') Im Januarheft 1918 dieser Zeitschrift ist das Thema eingehend behandelt.

aucn Deruwcii uiuu, u.U.

keiten vom Schauplatz abtreten und einem neuen System
geopfert zu sehen. Die Festlegung und Legalisierung
der derzeitigen Zustände wird ja erst die National-
versammlung zu bewirken haben.

Man braucht kein Stockkonservativer oder Erzreak-
tionär zu sein, wenn man heute, da die vielen deutschen
»Duodez-Fürstentümer« wohl schon für die Dauer der
Vergangenheit angehören, ihnen gerade vom Standpunkte
der Kunstpflege und Kunstförderung eine dankbare Träne
nachweint. Daß alle Künste, nicht nur die bildende hohe
und angewandte Kunst unter dem alten Regime, so sehr
man sich in Humoresken, Operetten und Witzblättern
über einen morschen Serenissimus oder über seinen
geistesschwachen Hofmarschall lustig machte, meist nicht
zu kurz kamen, ist bekannt. Wir dürfen nie vergessen,
daß ohne das energische Eingreifen einzelner kunst-
liebender Herrscher es weder ein Weimar oder Bayreuth,
noch andererseits eine Kunststadt Dresden, München
oder in unseren Tagen Darmstadt gegeben hätte. Und
die ständige Rivalität zwischen vielen kleineren Residenzen
mit aufblühenden Städten hat nicht nur das Musealwesen
zur größten Blüte gebracht, sondern auch dem Künstler
und Kunsthandwerker den Boden zur Entfaltung ihres
besten Könnens vorbereitet. Ob wir von dem neuen
 
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