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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Braungart, Richard: Arbeiten des Architekten Ferdinand Götz - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0167

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XXX. JAHRGANG.

DARMSTADT.

MAI 1919.

ARBEITEN DES ARCHITEKTEN FERDINAND GÖTZ-MÜNCHEN

VON RICHARD BRAUNGART-MÜNCHEN

Es war um die Mitte des Jahres 1913, als an
dieser Stelle zum ersten Male über den Mün-
chener Architekten Ferdinand Götz berichtet
wurde. Kaum sechs Jahre — und doch scheint es
manchmal, als wären es sechzig, ja, als hätte jene
glückliche Zeit, jenes wahrhafte goldene Zeitalter,
dem das Jahr des Heils 1913 noch angehört, nie-
mals existiert. Aber wir alle, die wir uns schaf-
fend oder nur reflektierend mit den schönen Dingen
des Lebens, besonders mit Kunst, beschäftigen,
haben doch die Erinnerung an die Hoffnungen und
Möglichkeiten nicht verloren, die damals jede Ar-
beit zu einem Vergnügen gemacht haben. Stetig
wachsender Reichtum hatte die unerläßliche Grund-
lage für das Gedeihen aller Luxuskunst geschaffen,
und ein unendlich reger Wettbewerb zwischen
Einzelkünstler und Richtungen hatte die technische
Leistungsfähigkeit und die rein künstlerische Po-
tenz in einem Grade gesteigert, daß ein Darüber-
hinaus, sei es in materieller oder geschmacklicher
Hinsicht, kaum mehr möglich schien. Mit kurzen
Worten: die moderne deutsche Wohnungskunst
war unmittelbar vor dem Kriege auf einem Höhe-
punkt ihrer Entwicklung angelangt, auf den stolz
zu sein wir alle Ursache hatten. Das Geschimpfe

neidischer oder rückständiger Gegner war nur ein
Beweis für die Richtigkeit dieser Tatsache.

Und heute? Wenn wir recht antworten wollen,
müssen wir streng zwischen dem, was ist, und
dem, was werden kann, unterscheiden. Daß die
Errungenschaften des beispiellosen Aufschwungs
vor 1914 durch den Krieg und seine Folgen bis
jetzt noch nicht ernstlich in Frage gestellt sind,
braucht kaum besonders betont zu werden. Noch
lebt ja ein großer Teil der Künstler und Archi-
tekten, die Träger und Förderer jenes Fortschritts
gewesen sind, und es ist nicht gut anzunehmen,
daß die unfreiwillige Arbeitspause ihre Fähigkeiten
lahmgelegt habe. Das Gleiche gilt von den Hand-
werkern, den ausführenden Organen der Künstler.
Anders aber sehen die Dinge aus, wenn wir fra-
gen, wie alles in Zukunft werden soll; denn eine
Entwicklung der Innenarchitektur z. B. ist doch
nur denkbar, wenn wie bisher die wichtigste Vor-
aussetzung, nämlich Reichtum und der Wunsch
nach vornehmem Behagen, gegeben bleibt. Ob
die Zahl derer, die geschmackvoll und künstlerisch
eingerichtet sein wollen, durch den Krieg eine
Mehrung erfahren hat ? Wir zweifeln vorerst daran.
Und ob es im kommenden Deutschland noch Reich-

1919. V. 1.
 
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