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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Lang, Hugo: Einfacher Hausrat
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0227

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INNEN-DEKORATION

207

HAUSRAT GES. M. B.H.—BERUH

»WOHNRAUM« ENTWURF: ARCH. NIKOLER

EINFACHER HAUSRAT

IM BERLINER KUNSTGEWERBEMUSEUM

Als eines der merkwürdigsten Probleme des neuen
/V Kunstgewerbes erscheint das des »einfachen
Hausrates«. Merkwürdig insofern, als es trotz inten-
sivster Durchleuchtung und Bearbeitung ein immer noch
ungelöstes Rätsel bleibt. . . .

Es ist begreiflich, daß in einer Periode des ungehemm-
ten Gestaltens und Suchens nach neuer Form, nach einer
neuen Wohnkultur, wie der des vergangenen Jahrzehntes,
gerade die klar umrissene Aufgabe: einen schlichten,
würdigen, zweckmäßigen Hausrat von anständiger Form
zu schaffen, zur Herbeiführung einer endgültigen Lösung
reizen und drängen mußte. Mag man auch mit Recht
den Gedanken einer voreiligen, nicht organisch er-
wachsenen Typisierung ablehnen, so fühlen wir doch mit
innerer Gewißheit das eine: Da es sich bei der Forderung
nach einem »einfachen Hausrat« nicht um vielfach diffe-
renzierte Bedürfnisse handelt, sondern um ein gleichge-
richtetes Verlangen ausgedehnter Bevölkerungsschichten
— und zwar in gleicher Weise des »Arbeiters« wie des
kleinen »Bürgers« in Nord- wie in Süddeutschland — so
muß und wird ein einigermaßen einheitlicher Typ eines
gefälligen, soliden, brauchbaren und preiswerten Möbels
letzten Endes das Ergebnis alles Suchens sein.

Von unseren ersten Architekten und Werkstätten im
Norden und Süden des Reiches, in Berlin, Dresden,
Darmstadt, Paderborn, Flensburg, München, Stuttgart

usw., von Praktikern des Handwerks sowohl, wie von
jungen Kräften in zahllosen Wettbewerben, wurde dem-
gemäß versucht und gestrebt, in »Typenmöbeln«, in »gut
bürgerlichen«, in »Arbeiter«-Möbeln, in vielfachen Varia-
tionen den latenten Formwillen zu klären.

Ästhetische und ethische Grundkräfte, der Wille,
dem Volk Besseres zu bieten, als die Erzeugnisse einer ge-
schmacklich entarteten Massenindustrie, waren die Haupt-
triebfedern der Bewegung. Der Nachdruck wurde in
erster Linie darauf gelegt, solides Material, solide Arbeit
zu bieten. In formaler Hinsicht überwog vielleicht die
negative Tendenz des Weglassens alles Uberflüssigen.
Das bedingte vielfach eine allzu nüchterne Einfachheit,
die durch die Qualität des Materials allein nicht, wie be-
absichtigt, behoben wurde. Zum Teil haftete diesen Ein-
richtungsstücken eine — durch die Formgebung bedingte
— schwer definierbare Atmosphäre des »Reformkleides«
an, eine spezialisierte, von dem »Normalen« irgendwie
abgesonderte Eigenart, die sie der großen Masse fremd
erscheinen lassen mußte. . . .

Der deutsche Werkbund, die Gewerkschaftskommis-
sion, einzelne Genossenschaften und Vereine nahmen sich
des brauchbaren Geschaffenen an. Aber der erhoffte
stetige und umfassende Absatz blieb aus. — Die geschaf-
fenen neuen Formen, der neue Geist fanden keine Reso-
nanz, vermochten nicht erobernd vorzudringen. Das
 
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