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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Strnad, Oskar: Raumgestaltung und Raumgelenke, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0312

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292

INNEN-DEKORATION

RAUMGESTALTUNG UND RAUMGELENKE

(SCHLUSS)

Nun fragen Sie mich, wie sollen denn eigentlich Möbel
aussehen? Wie soll ich denn mein Zimmer ein-
richten? Für diese Frage gibt es so viele Antworten,
als es verschiedene Räume, verschiedene Menschen,
verschiedene Architekten und verschiedene künstlerische
Einfälle gibt. Aber eines wird Ihnen wohl klar sein:
eine ruhige und starke Raumwirkung erhalte ich unter
allen Umständen, wenn ich den Fußboden und die Decke
ablesen kann. Wenn ich mit anderen Worten alle Be-
grenzungslinien des Fußbodens übersehe, und wenn
diese mit den Begrenzungslinien der Decke über-
einstimmen. Damit ist der Raumeindruck unten und
oben festgelegt. Die Wand nimmt dann nicht Teil an
der Raumarbeit. Die Wand wird ruhig. Eine Wirkung,
die für Wohnräume jedenfalls erstrebenswert ist.

Aber es müssen an der Wand Türen und Fenster
angebracht werden. Die Tiefe, mit welcher Fenster oder
Türe in die Mauer einspringen, wird ein Maßstab für
die ganze Raumbewegung. Es müßten alle weiteren
Bildungen sich diesem Maßstab anpassen, um einheitliche
Raumwirkung zu erhalten. Das ist oft sehr schwer
und nur selten durchgeführt worden. Ich erinnere an
Tiroler Zimmer. In unseren Wohnungen wird oft aus

wirtschaftlichen Gründen darauf Rücksicht genommen
(bei unseren Zinshäusern, da freilich, da darf überhaupt
nicht von Raum gesprochen werden; denn die alle, welche
das Recht haben, Häuser zu bauen, die haben dafür
überhaupt kein Organ). Man hilft sich und schaltet diesen
Raumwert aus, indem man ihn »verhängt«, man hängt
Stoff darüber. Stoff kann nicht raumbildend sein,
das liegt im Wesen des Stoffes. Bei der Türe kann man
sich helfen, wenn man sie wie ein Bild behandelt, d. h.
rahmt. Freilich darf der Rahmen dann keinen Raum-
wert bedeuten, und muß so behandelt werden, wie die Ge-
lenke! Etwas, was bei uns nie gemacht wird. Noch die
Empirezeit, sogar die Biedermeierzeit hatte Sinn dafür.

Eine wesentliche Notwendigkeit des wohligen Wohn-
raumes ist das Sich-Bewegen. Das Verändern des
Standpunktes zum Gegenstand (übrigens der Inhait alles
Raumbewußtseins) gibt ein fortwährendes Ändern der
Bilder, die wir von den Gegenständen erhalten, die im
Zimmer sind. Bald ist der Sessel vor dem Kasten sicht-
bar, bald vor der Türe, dann vor dem Fenster. Ruhe ist
da nur zu erhalten, wenn ich immer die klaren Begrenzungs-
linien des Fußbodens sehe. Es müssen also alle Dinge
auf Füßen stehen oder der Raum ist so groß, daß eine
 
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