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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Bredt, Ernst Wilhelm: Arbeiten von Ludwig Conradi
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0323

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INNEN-DEKORATION

303

architekt ludwig conrad1 frqhstqcksz1mmer im landhaus noellenhof

wird die intuitive Schöpferkraft unserer großen Architek-
ten erst recht auf eine entscheidende, harte Probe stellen.

Wer wird ihr Führer sein? Im Wohnraum, im
Privathaus, im Miethaus, in Stadt und Straße, in
Straßen und Land ?

* * *
Ludwig Conradi — geboren 1864 — besuchte
die Hochschulen zu Aachen, Berlin und München, steht
als Architekt, der die schlichte, vornehme, bergische
Bauweise, die einst von Frankreich stark beeinflußt
worden ist, in besonderem und begründetem Ansehen.

— Da es mir leider unter den gegebenen Verhältnissen
nicht möglich war, seine neueren Schöpfungen kennen
zu lernen, mag eine Aufzählung mit einigen Notizen den
Architekturfreund anreizen zur eigenen Besichtigung,
zur Wanderung nach Werken neuer Schönheit im alten,
lieben Land der Berge und an Rhein und Main und
Weser. Das Landhaus Noellenhof von Frau Her-
mann W. Noelle bei Höxter — auf halber Höhe des
Solling gelegen, muß weithin wirken wie ein trauter
Sang aus altem Land. Auf heiterem, weiß verputzten
Sockel wirkt das erste Stockwerk mit seinen braunen
Holzschindeln unter rotem Dach behaglich und reizend.
Ein Schmuck der Landschaft. Anschmiegend zugleich
und frei, froh und lockend sich erhebend. Ein vortreff-
liches Beispiel künstlerischer Einpassung in Land und Art.

— Das Wohnhaus Georg Hartmann in Frankfurt a.M.

gibt sich in seiner palastähnlichen Fassade gut als
Haus eines Kunstsammlers, das weit von der Straße zu-
rücktritt, nur um noch stärker sich einzuprägen. Die
Architektur bestimmt und geführt durch Mainsand-
steine. Die Flächen Terranova. Ein freundlicher Drei-
klang der Farben auch hier: Holzteile weiß, Fenster-
läden grün, Dach rote Biberschwänze.

Wie glücklich Conradi als Architekt seiner engeren
Heimat, gibt das Haus Richard H. Noelle in Lüden-
scheid zu erkennen. Es macht lebendig einen alten Park
und sein weißes Holzwerk. Die grünen Läden, der
schwarze Schiefer geben dem festen Bau neuklingende
schlichte Schöne echt bergischer Art.

Das Landhaus Arthur Schuchard-Toellethurm,
Barmen und das Landhaus Paul Schuchard, eben-
dort sind auch gute Vertreter der Bauweise Ludwig
Conradis. Wer nur irgendwie Sinn, Gefühl, Auge, Herz
hat, dem müssen die Portale seiner Bauten — von innen
wie von außen gesehen — anmuten, nicht nur wie glück-
liche Erinnerung und Verwertung gutbewährter alter
Art, sondern auch wie Zuversicht und Gewähr weite-
ren glücklichen Schaffens des Baukünstlers und des

»Volkes«................. prof. dr. e. w. bredt.

Ä

A NMUT. Jedes Kunstwerk muß sich als ein solches
J~\ anzeigen, und das kann es allein durch das, was wir
sinnliche Schönheit oder Anmut nennen .... goethe.
 
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