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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Kraft, Leonhard: Von der Strasse in die Wohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0330

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310

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT LUDWIG CONRAD1

KOCHE IM HAUSE NOELLE—LODENSCHEID

VON DER STRASSE IN DIE WOHNUNG

Straße, Eingang, Treppenhaus und Wohnung, der letzte
Begriff dabei im weitesten Sinne genommen, bilden
das Band, welches das Einzelwesen baulich der Ge-
samtheit angliedert. Im mittleren Gliede dieser Reihe
treffen die Forderungen von innen und außen zusammen,
das persönlichste Leben der Hausbewohner zieht bis
dorthin seine Kreise, in die das Leben der Allgemeinheit
hineinflutet. So stoßen in Eingang und Treppenhaus
vielfach Gegensätze aufeinander, und wie überall wo das
geschieht, kann auch hier ein Kampffeld entstehen, auf
dem nur traurige Trümmer von einem Ringen zeugen. Es
kann aber auch ein Arbeitsfeld werden, auf dem sich in
friedlichen Ausgleich beide Strömungen zu allseitigem
Wohle zusammenfinden. Von vornherein möchte es
scheinen, als ob die Allgemeinheit, bewehrt mit denMacht-
mitteln des Staates und der Gemeinde, derart im Uber-
gewicht sei, daß dem Einzelwillen nur ein ohnmächtiges
Geschehenlassen übrig bleiben würde. Aber es geht hier
um ein künstlerisches Gestalten, und wo es diesem
gilt, ist jene stille Resignation stets nur ein Zeichen künst-

lerischen Unvermögens gewesen und ist es heute noch.
Der Zugang zu einer Arbeitsstätte kann ge-
radezu ein Spiegel des Treibens an dieser selbst sein.
Wie oft sagt doch eine Wegbeschreibung: Von der Straße
geht es durch eine schmutzige, mit Gerümpel versperrte
Einfahrt in einen lichtverlassenen Hof, wo sich in einem
Winkel der gesuchte innere Zugang birgt. Unwillkürlich
möchte man dabei an einen in der Verstecktheit hausen-
den Winkelkonsulenten denken, und es drängt sich eine
gewisse Einheitlichkeit zwischen dem Zugange und dem
lichtscheuen Treiben am Zielpunkte auf; der oben be-
zeichnete Ausgleich zwischen Drinnen und Draußen
scheint da sinnfällige Erscheinung geworden zu sein.

Ganz anders, wenn man etwa auf der Darmstädter
Mathildenhöhe zum Portal des Ernst Ludwigshauses hinan-
steigt; da mag wohl in dem Besucher die Empfindung
mächtig werden, daß er sich einer Stätte nähert, welche
hohem und edlem Wirken menschlichen Geistes gewidmet
wurde. Beidemale ist die Verbindung der allgemeinen
Verkehrswege mit dem Individuum in überaus beredter
 
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