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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Kraft, Leonhard: Von der Strasse in die Wohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0331

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INNEN-DEKORATION

311

architekt ludwig conrad1

kinder-spielzimmer. haus noelle

Weise gegeben und die seelische Einwirkung auf den
Kommenden und Gehenden nicht von der Hand zu weisen.
Vergangenen Zeit en war diese V e r b i n d u n g v o n S t r a ß e
und Wohnung eine durchaus lebensvollere, und ein
wirkliches Gestalten derselben eine viel allgemeinere
Erscheinung als heute. Man denke an die Beischläge
Danzigs und an die Laubengänge des südlichen Deutsch-
land, an all jene Anlagen, die einen offenen Einblick in
die Werkstatt und das tägliche Schaffen gewährten, wie
es Alt-Nürnberg zeigt. Da war keine Dekoration der
Dekoration wegen, sondern kräftiges, oft naives Hervor-
dringen warmen Lebens, das wie von selbst zu künst-
lerischem Gestalten zu führen scheint. Dieser überall
lebendigen Freude am Gestalten hat die Neuzeit noch
recht wenig Gleichwertiges an die Seite zu stellen.

Wer von der Straße nach seinem Daheim durch Mo-
rast vor der Schwelle gehen muß, trägt einen Teil davon
unbedingt mit in die Behausung. Am Ziele angelangt,
muß die Seele alles Widrige erst abstreifen, ehe sie der
Friede der Arbeit oder der Ruhe umfängt. So führen
diese Gedanken über den Weg von der Straße zur Woh-
nung auf das Gebiet der Hygiene des Geistes; sie zu

fördern, ist heute eine bittere Notwendigkeit. Die Hebung
des Geschmacks ist nicht der geringste Weg. Das Kehren
vor der Türe macht es nicht allein; die Pflege des Schö-
nen sollte nicht vor dem Tore oder gar schon vor dem
Glasabschlusse ein jähes Ende finden. Hier liegt noch
vieles im Argen, und eine Kluft trennt noch die städte-
baulichen Bestrebungen von den Arbeiten für die ge-
schmackliche Hebung der Wohnung... dr. leonh. kraft.

&

ALTES UND NEUES. Bei aller Großartigkeit des
L Dranges nach Vorwärts fehlt uns ein Etwas; wir
blicken oft mit stiller Sehnsucht zurück nach den Tagen,
die aus der Vergangenheit schimmern wie mit einem
goldenen Glanz, weil sie erfüllt waren mit einem ruhigen
Einklang des Daseins, erfüllt von Harmonie. In
dem Lebensstrom, der über uns dahingebraust ist, haben
wir noch nicht gelernt, unser Selbst in dem Wirbel
der Dinge festzuhalten, das Wesenseigene von dem
Wesensfremden zu scheiden, das Neue in das Alte auf-
zunehmen, oder das Alte in dem Neuen aufgehen zu
lassen. So stößt fast allenthalben alles noch hart, unver-
mittelt, rücksichtslos aufeinander........e. Meissner.
 
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