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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Lux, Joseph August: Persönlichkeit und Masse
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Corwegh, Robert: Von der Seele im Bauwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0357

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INNEN-DEKORATION

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körper, der sein Licht von dem anderen Gestirn emp-
fängt, das über ihn herrscht, vom Genie, dem Inbegriff
der Persönlichkeit. Genie ist alles, weil alles im Genie
ist. Es ist schöpferische Persönlichkeit im umfassendsten
Sinne. Was heute herrscht, ist die Masse. Aber Masse

ist nicht Persönlichkeit............. Jos. aug. lux.

A

MENSCHENLIEBE. Ein Architekt kann ohne Liebe
zum Menschen das Beste nicht erfüllen. All sein
Werk bezieht sich ja auf den Menschen. Ihm soll er die
Stätte der Andacht schaffen, die Stätte des täglichen
Seins, die Stätte des Genusses, die Stätte der Erziehung.
Wie vermöchte er das zu tun, ohne mit ganzer Liebe
das Wesen dieses Menschen zu umfassen? Es muß ihn
drängen, ihm seine Genüsse zu steigern, seine Andacht
zu mehren, sein Leben zu verschönern, seine Leiden zu
mildern, und keine Mühe muß ihm zu groß sein, ein
Scherflein dazu beitragen zu können. Nur dieses Gefühl
der Liebe macht schöpferisch. Aus ihr heraus entstehen
neue praktische Organismen, neue große Wirkungen und
neue kleine Feinheiten. — Es gibt eine kluge, errechnete
Kunst, und es gibt eine prahlende und gleisnerische
Kunst, — die haben diese Wirkungen nicht. Aber es
gibt eine Kunst, von der es ausgeht wie ein warmer
Schein, eine Kunst, die das Herz erlöst, und sie braucht
dazu nicht notwendig die Erhabenheit eines Domes, sie
vermag es auch durch die Schlichtheit eines anspruchs-
losen Häuschens. — Mehr denn je bedarf unsere Zeit in
der Baukunst dieser Menschenliebe. . . f.Schumacher.

VON DER SEELE IM BAUWERK

Man sucht jetzt neue Wege der Architektur und ver-
legt das Neue in eine Phantastik der Form. Jedoch
in der Baukunst soll die Schmuckform das Sekundäre
bleiben. Um den Raum selbst, um seine Gestaltung
handelt es sich, nicht um die Formung seiner Hülle. Das
Spiel der Phantasie, deren Ringen alle Kunst unserer
Tage zum Ausdruck bringen will, muß den Raum selbst
beleben. An Götter muß man glauben, will man Tempel
bauen. Seit der Geburt der juristischen Person war die
allegorische Persönlichkeit unserem Leben entschwunden.
Von der Welt der Töne sollte der träumen, der in »ge-
frorener Musik« die Hallen bildet, in denen Konzerte
diese Welt lebendig werden lassen. Recht muß lebendige
Vorstellung dem sein, der Justizpaläste aufrichten will.
Volkshäuser werden entstehen, wenn »Volk« dem Er-
bauer nicht mehr leerer Begriff, sondern eine lebendige
Vorstellung. Unsere Baukünstler waren bisher zu sehr
Wissende. Sie kannten alle Bauformen, wußten, wie man
geschickt Räume nebeneinander »arrangiert«, aus einem
Guß aber erschauen, seherisch in Einheit den Raum er-
fassen, das fehlte ihrer Art. Jedes Bauwerk muß wieder
Seele in sich tragen, nur dann kann der Außenbau
Gesichtszüge zeigen, wie die guten Bauwerke der Ver-
gangenheit. Wie Körper und Seele im Menschen eine
Einheit bilden, und man nicht weiß, was das Primäre, so
muß im Bau Außen und Innen aus einer einheitlichen
Grundstimmung zusammenwachsen......r. corwegh.

kaminnische in der halle des cec1liehhofes-potsdam

191«. X. 2.
 
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