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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Frank, Willy: Über Bibliothek und Buch
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0358

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338

INNEN-DEKORATION

PROFESSOR PAUL SCHULTZE-NAUMBURG

MARSCHALL-TAFEL IM CECILIENHOF

ÜBER BIBLIOTHEK UND BUCH

Eine Bibliothek ist eine Versammlung von geistigen
Persönlichkeiten, zu Gast geladen vom Besitzer, der
in der Auswahl sich selbst objektiviert. Ein Buch ist
als Ding totes Objekt unserer Willkür und seelenloser
Stoff. Aber so wird es niemand ansehen, der je einem
Buch eine Bereicherung, eine wichtige Wendung in sei-
nem geistigen Leben zu verdanken gehabt hat. Ein Buch
ist ein spendendes, sprechendes, wirkendes Wesen. Des-
halb wird es von jedem Menschen, dem geistige Dinge
Realitäten sind, als dinglich gedämpfte Individualität be-
trachtet, begabt mit Willen, ausgestattet mit Rechten.
Es will in einer ihm entsprechenden Umgebung wohnen.
Eine ideale Bibliothek ist ein wirklicher Wohnraum
für Bücher und ein Wohnraum für das geistige
Leben des Eigentümers.

Er wird also in der Ausstattung auf die Bücher ein-
gehen müssen. Es ist nicht nötig, dabei soweit zu gehen,
wie jener Bücherfreund, der vorwiegend Interesse am
alten Buch und an historischer Literatur hatte und seiner
Bücherei unter großen Opfern einen Raum schuf, der
ganz aus echtem und kopiertem gotischem Mobiliar be-
stand. Doch der Geist, der sich in solchem Verfahren

offenbart, ist zu loben. Irgendwie wird die Stimmung
der Bücherei auch die Stimmung des Raumes beeinflussen
müssen. — Allgemeine Prinzipien: abgeschlossene Raum-
wirkung, energische Binnenstimmung. Denn geistiges
Tun ist irgendwie Gegensatz gegen die äußere Natur.
Es verlangt ein Behütetsein, ein völliges Eingehen in die
geistige Welt. Abwechselung in der Gestaltung der
Bücherschränke. Keine magazinartige Unterbringung in
gleichen Regalen. Jedes Fach, jeder Schrank sei wo-
möglich eine wohlerwogene Arbeit für sich und voll
eigenen architektonischen Sinnes. Praktisches darf nicht
fehlen: möglichst tiefe Auszugplatte zum Auflegen der
Bücher beim Durchsehen. Am besten wird wohl der
untere Teil der Bücherschränke immer als Mappenschrank
für Graphik gebaut, in den die Mappen aufrecht hinein-
gestellt werden können. In der Mitte des Raumes ein
breiter Tisch, auf dem auch große Mappen bequem auf-
geschlagen werden können. Sehr komfortable, geräumige
Sitzmöbel (Geist und Komfort widersprechen sich nicht),
abgesehen von einigen höheren Sesseln, den eigentlichen
Arbeitsstühlen. Lesenische am Fenster mit Tisch und
Lesepult. Geräumiger Schreibtisch mit irgend einer Ge-
 
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