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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920

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Möbelnot und Möbelpreise, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0126

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INNEN-DEKORATION

INNENEINRICHTUNG: PAUL HULDSCH1NSKY

FREMDENZIMMER IM DACHGESCHOSS

MÖBELNOT UND MÖBELPREISE

(SCHLUSS)

Eine ausgesprochene Möbelnot, wie sie vor Monaten vor-
lag, herrscht zur Zeit nicht; immerhin ist eine starke
Nachfrage, die das Angebot weit übertrifft, vorhanden.
Den derzeitigen Arbeiterstand meines Betriebes könnte
ich in diesem Zusammenhang leicht um 40—50 °/o er-
höben, wenn dem nicht teils der Mangel an Arbeitskräften,
teils die Arbeitsunlust so vieler Leute und die Knappheit
sowie hohe Preislage aller Materialien entgegenstünde.
Eine ganze Reihe von Kriegsbetrieben verwandter Bran-
chen hat sich auf die Möbelfabrikation geworfen und
große Mengen von Zimmern zu Preisen auf den Markt
gebracht, die im Verhältnis zur Güte der Arbeit hoch zu
nennen sind. — Unverkennbar ist, daß auch im Alt- und
Neu-Möbelhandel wie überall, beklagenswerte Fälle von
Wuchergeschäften festzustellen sind. Es mag dabei aller-
dings vorkommen, daß den Laien Preise, die auf streng
korrekte Berechnungen fußen, in Unkenntnis der herr-
schenden Verhältnisse ebenfalls als Wucherpreise er-
scheinen. Die derzeitigen Löhne und Materialpreise
haben es tatsächlich so weit gebracht, daß bessere Möbel
nur zu kaum mehr erschwinglichen Preisen hergestellt
werden können. Die Löhne sind um das Vierfache ge-
stiegen; für Holz und Furniere wird das 5—8 fache, für

Leim das 6—15fache, für Schellack das 20—40fache
des Friedenspreises verlangt usw. Daß unter solchen
Umständen entsprechend hohe Preise herauskommen
müssen, wenn der Fabrikant nicht dem Ruin zusteuern
will, ist klar. Wie bei einer solchen Sachlage die Ent-
wicklung weiter gehen und wie das Ende sein soll, das
ist, wie für so viele andere Gebiete, auch für den
Möbelmarkt unübersehbar.« M. Ballin—München.

»Die Preise sind geradezu ungeheuerlich gegen die
Friedenspreise gestiegen. Im Durchschnitt beträgt der
Aufschlag etwa 700 °/o. Bedauerlich ist, daß gerade die
einfachen Möbel im Preise sehr stark gestiegen sind. Bei
teuren Möbeln werden heute ausgiebig Sperrplatten ver-
wendet, eine Ersparnis, die bei billigen Möbeln nicht in
demselben Maße erreicht werden kann. Da im großen und
ganzen die reichen Möbel herzustellen für den Tischler
wirtschaftlicher ist, diese aber auch in stärkerem Maße be-
gehrt sind als die einfacheren, werden in der Hauptsache
reiche Möbel gern hergestellt. Wenn der Wohnungs-
mangel nicht wäre, so würde die Anforderung an die
Möbelindustrie eine enorme sein. Daß einfachere Möbel
minder begehrt werden, geht daraus hervor, daß die Stadt-
verwaltungen, die dafür gesorgt hatten, daß eine größere
Anzahl von einfacheren Möbeln bereit stehe, mit dieser
Fürsorge sich schlecht standen. Die Sachen wurden
 
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