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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: "Vom Wohnen"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0067

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INN EN-DEKORATION

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BUDAPESTER WERKSTATTE. LUDW. KOZMA BÜFETT MIT INTARSIA UND SCHNITZWERK

»VOM WOHNEN«

Eine schöne Wohnung erfordert von den Bewohnern Die Beziehung zur Wohnung ist der Gradmesser für

gute Sitten, — soll sie nicht ein goldener Rahmen die Kultur eines Volkes. Je entwickelter die Erzeugung,

um einen schmutzigen Fleck sein . . . Richtiges Bewohnen je vielfältiger der Gebrauch des Geräts, je reicher und

ist eine Kunst, die mit Taktgefühl und Empfindung ge- klarer die Bedürfnisse nach zwecklicher, sinnvoller und

übt sein will, wie das Spielen eines Instruments..... schöner Raumverteilung, desto ferner dem Tiere, desto

Kostbarer Hausrat, der keine Beziehungen zu den Be- höber in der Bildung werden seine Kinder stehen. . . .

wohnern hat, wirkt wie der Zylinderhut auf dem Kopf Bedürfnislosigkeit in Wohnungsfragen läßt eher auf

eines Wilden....................... einen Mangel an Fantasie, als auf große Tugend schließen.

EineWohnung muß aus dem Wesen der Bewohner heraus Große, starke und gesunde Individuen haben stets starke

gewachsen sein, wie das Schneckenhaus aus der Schnecke. Bedürfnisse, Schwache zeigen sich immer zufrieden mit

Ist sie es nicht, so liegt ein peinlicher Mißklang vor, der Un- dem zufällig Gegebenen und fordern — nichts 1 . . . .

behagen erzeugt. Ein Vollblutpferd gehört nicht in einen Was ist Ethik anders als Innendekoration der Seele I

Keller, ein Löwe nicht in einen Sumpf, eine Kröte nicht Das Gefühl, welches man in der Gegenwart bedeutender

in eine Emailledose, das sind tragische Unstimmigkeiten, und gütiger Menschen empfindet, gleicht auffallend dem,

* das einem ein schönes Heim gibt. In beiden Fällen fühlt
Wer ein schönes Heim haben will, denke vor allem man sich »geborgen« — wie die deutsche Sprache so
daran, sein Inneres harmonisch auszugestalten, er zwinge schön sagt. Das gibt zu denken! . . . Es ist etwas Tief-
sich zur Selbstbeherrschung, zur Rücksichtnahme, zu innerliches um schöne Wohnungen............

innerer und äußerer Sauberkeit, zur Lebensfreude, zur *

Liebe, zur Neidlosigkeit, zur Klarheit, — dann wird sich Eine Wohnung muß ein Gemisch von formalem

alsbald um ihn die Schönheit von selbst verwirklichen Ordnungssinn, von Ehrfurcht gegen Großes und Erhabenes,

und es wird sich um ihn die Atmosphäre bilden, in der von Pietät gegen die Vergangenheit und von Liebe für

alles keimen, alles Blätter und Blüten treiben kann, die Gegenwart sein, wenn sie Anspruch auf Schönheit
 
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