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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

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Wiederanders, Max: Der Schaffende und sein Werk
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Niebelschütz, Ernst von: Der Kampf um die Seele der Gotik, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0091

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INNEN-DEKORATION

71

ARCHITEKT MAX W1EDERANDERS BÜCHERSCHRANK IM WOHNZIMMER

DER SCHAFFENDE UND SEIN WERK

VON DIPL.-ING. MAX WIEDER ANDERS

Ein »Bekenntnis« abzulegen, ist für den Architekten ungen ist. — Zeichnen und Modellieren vor der

nicht leicht, da es für den Schaffenden schwer ist, geistigen Fertigstellung ergeben leicht »Zufallstreffer«,

sich selbst den Kern seiner künstlerischen Absichten klar Geschöpfe kurzlebiger Launen oder leichtfertige Dinge,

zu machen, — vielleicht sogar unmöglich, es wird zu- Die formale Durcharbeitung der Einzelheiten, das

meist wohl nur eine Scheinwahrheit ergeben. Kurz zu- Schmückende ist nur zur Verdeutlichung, zum besseren

sammengefaßt könnte ich immerhin Folgendes sagen: Verständnis, zur Betonung der grundlegenden Erschei-

Jede zu schaffende Sache hat klare Vorbedingungen, nung da; sie sind der Ausdruck der Gemütsbewegung,

Material (Bearbeitung, Haltbarkeit, Festigkeit, Ver- die dem ganzenWerk aufgeprägt werden kann, sie werden

wendung usw.) und Zweck (darin auch wirtschaftliche aus der Natur, aus Eigentumstradition, aus Erinnerungen

Momente) sind in Einklang zu bringen mit den künst- und Hoffnungen geschöpft. SiemachendasSchaffenleicht.

lerischen Forderungen. Diese sind: Rhythmus, gutes *

Verhältnis der Teile, höchstgesteigerter Material-Aus- Zum Wesen des Architekten gehört in erster Linie

druck; sie sind von der Intuition abhängig, die Zwangs- eine disziplinierte Vorstellungskraft, eine unbeirrbare

mittel zum Schaffen liegen im Unterbewußtsein. Hilfs- Absicht nach dem trefflichsten Verhältnis aller Teile,

mittel für die Gestaltung schafft die Erfahrung durch aller Gegenstände, Farben, Formen und entsprechenden

die zunehmende Vorstellungskraft............ Lebensformen, nach einem organischen und sinnvollen

* Bezug aller auf alles, ferner ständige Arbeit in den Werk-
Alles ist geistig dann so zu verarbeiten, daß das künst- statten, und endlich: ein unerschöpflicher Optimismus,
lerische »Wollen«, das handwerksmäßige »Können« *

und das praktische und wirtschaftliche »Müssen« eine Uber die abgebildeten Räume und Möbel noch einige

klare und unveränderbare Vorstellung ergeben, die als Angaben: Die weißgetünchte Wand des Wohnzimmers

Ausdrucksmittel für andere noch der bildlichen Darstel- (S. 70) hat in Brusthöhe einen Sockel aus einer rot-

Iung, der Zeichnung bedarf. Das Ergebnis ist noch zu goldenen, am Rande ausgeschnittenen, mit schwarzer

verwerfen, wenn es nur ein Kompromiß aus den Beding- Tusche gefaßten, chinoisierenden Tapete. In der Ecke
 
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