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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

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Sörgel, Herman: Die Fundamentalbegriffe in der bildenden Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0165

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DIE FUNDAMENTALBEGRIFFE IN DER BILDENDEN KUNST

VON REG.-BAUMEISTER HERMANN SÖRGEL.

Es ist erstaunlich, mit welcher Oberflächlichkeit in der schaftliche Form einer Linie z. B. ist etwas nur Ge-
modernen Kunstwissenschaft oft die Elemente begriff- dachtes, Erdenkliches, etwas Unmaterielles, eine mathe-
licher Analyse angewendet werden. Ich meine die künst- matische Formel. Die Naturform ist der Augeneindruck,
lerischen Fundamentalbegriffe der Malerei, Plastik und wie ihn die Netzhaut unmittelbar aus der Daseinswelt
Architektur: »Fläche«, »Körper«, »Raum« und das abphotographiert. Die Kunstform dagegen ist eine
für die drei bildenden Künste im gleichen Maße wichtige geistige, seelische und optische Verarbeitung bestimmter
Element der »Form«. Sie sind das »A-B-C« der Naturformen im ästhetischen Sinne. Sie hat ihre eigene
Ästhetik; und gerade darüber herrscht eine wachsende Welt, ihre besonderen eigenbedeutsamen Gesetze. In
Verwirrung, wie fast jeder einschlägige Artikel in Büchern, der Kunstwelt gelten andere Wahrheiten wie in der
Fachzeitschriften, Feuilletons usw. zeigt. Flächenbild, Natur oder Wissenschaft. Ebenso sind Fläche, Körper
Körper und Raum werden verwechselt, vertauscht, zu- und Raum in der bildenden Kunst streng von den ana-
sammengesetzt — ganz nach Belieben. Im ersten Satz logen Begriffen in Natur und Wissenschaft zu trennen,
wird von Körpern gesprochen, im zweiten meint man Z.B. den Raum der wissenschaftlichen Forschungswelt,
einen Raum damit, im dritten ist von einem »Raum- d. h. den objektiven, realen Raum, kann man überhaupt
körper« die Rede, und am Schlüsse ist alles das Gleiche: nicht sehen; man kann ihn nur denken. Der Natur- Raum
Raumbild, Raumplastik, Baukörper — Bild, Kubus und ist ein Erscheinungsraum, d. h. der natürlich, physisch
Hohlraum — Malerei, Plastik und Architektur. Diese entstehende Eindruck einer Raumwahrnehmung auf der
verschiedenen Dinge werden dann in häufig ganz will- Netzhaut des menschlichen Auges. Der künstlerische
kürlicher Art mit dem »Problem der Form« verquickt. Raum dagegen ist ein Wirkungsraum, wie er bewußt
Was ist »Form«? Vor allem muß man den ästhe- nach ästhetischen Gesetzen geschaffen, vom Betrachter
tisch künstlerischen Formbegriff streng von jenem der mit den beabsichtigten Wirkungen reproduziert und auf-
Natur und Wissenschaft unterscheiden. Die wissen- genommen wird. — Das ist in knappen Andeutungen die

LOTHAR WE1NZHE1MER-GROSSKÖNIGSDORF. SCHRANK IN NUSSBAUMHOLZ
 
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