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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

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Lüthgen, Eugen: Form und Zeit-Kunst
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Fechner: Wechsel und Einheit
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Heim und Volksbildung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0178

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158

[ NN EN-DEKORATION

FORM UND ZEIT-KUNST. Das Gegenwärtige
bietet stets die leichtesten Erlebnismöglichkeiten.
Die gegenwärtige Kunst stellt stets den höchsten Zu-
stand der Reizbarkeit und Empfänglichkeit des Auges
dar, der erreicht zu werden vermag. Die besten Künstler
der Zeit weisen der breiten Masse der weniger Empfäng-
lichen die Wege, in der in absehbarer Zeit alle Menschen
dieses Zeitabschnittes zu sehen gezwungen sein werden.
Denn jede Zeit wird nur von den Formen affiziert, die
eben gerade dieser Zeit entsprechen. . . eugen lüthgen.

WECHSEL UND EINHEIT. Nach angeborener
Einrichtung bedarf der Mensch, um sich wohl-
zuf ühlen, eines gewissen Wechsels der Eindrücke,
sonst entsteht der mißfällige Eindruck der Einförmigkeit,
Leere, Kahlheit, Armut. Nach ebenso angeborener
Einrichtung aber verlangt der Mensch, daß Eindrücke,
die ihm gefallen sollen, nicht in planlos bunter Weise
wechseln, sondern durch gemeinsame, einheitlich
durchgeführte Prinzipien zusammenhängen, sonst
entsteht der Eindruck der Zerstreuung, Zusammenbang-
losigkeit oder gar des Widerspruchs. Sehen wir bei aller
Mannigfaltigkeit ein Stilgesetz durchgeführt, so gefällt
uns diese Einheit in der Mannigfaltigkeit. . . . fechner.

HEIM UND VOLKSBILDUNG

Wenn es wahr ist, daß das schöne Heim nicht nur
eine Auswirkung, sondern auch eine Quelle
geistiger Verfeinerung ist, dann gehört die Frage der
Wohnung in den Rahmen der Volksbildungs-Be-
strebungen. Eine wilde, rohe Umgebung drückt auf
die Dauer selbst den entwickelten Geist herab. Das
steht fest. Vielleicht ist auch das Gegenteil wahr, daß
nämlich eine gepflegte Häuslichkeit auf die Dauer auch
den niederen Geist hebt; daß sie ihn offener stimmt für
das, was über die nackte Notdurft des Tags hinausreicht.

Ermuntern wir also unsre Volksgenossen zum Kampf
um ein wohnliches, behagliches Heim! Ein Kampf frei-
lich ist das: ein Kampf nicht nur mit der Knappheit der
Mittel, sondern in erster Linie ein Kampf mit der Träg-
heit, mit der bequemen Verdrossenheit, mit der faulen
Sinnesart des leichtfertigen Sich-Genügen-Lassens.
Bringen wir dem Bauern, dem kleinen Bürger, dem
Arbeiter zum Bewußtsein, daß man sich ein schönes
Heim nicht fertig im Laden kaufen kann. Was der
Möbelhändler gibt, ist allemal nur der Rohstoff, aus dem
das Heim aufgebaut wird. Zugegeben, daß sich dies im
allgemeinen mit neuen, gut zu einander stimmenden
 
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