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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

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Kraft, Leonhard: Kunsthandwerk u. Erziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0181

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INNEN-DEKORATION

161

STANDLAMPE.
WERKKUNST
E.STE1NDORFF
IN BERLIN W.

KUNSTHANDWERK U. ERZIEHUNG

Es gab eine Zeit — und es ist die Frage, ob man
davon wie von Vergangenem reden darf — da galt
die Kunst als eine schöne, aber nicht unbedingt notwen-
dige Beigabe des Seins. Weil aber die Kunst nicht ein
abseits liegender Zaubergarten ideal gesinnter Träumer
ist, und, wo man sie dazu verurteilt, dieses Scheindasein
zu führen, ihre beste Kraft zum Schaden des ganzen
Volkstums dahinwelkt und stirbt, dürfen Dichter und
»Könner« sich nicht von einander trennen. Kunst ist
nicht nur Idee, nicht nur inneres Erlebnis; aus
diesem wächst das Kunstwerk erst durch das Gestalten
heraus. Und das verlangt ein Können. Wo dieses im
Ringen mit der Materie seine Kraft stählte und entfaltete,
und sieghaft inneres Schauen, Tausende beseligend, in die
Sinnenwelt zwang, da erblühten Hoch-Zeiten der Kunst.

Ob der einzelne Künstler den Weg zu solchem Schaffen
über das Handwerk findet oder nicht, ist gleichgültig;
er muß ihn nur überhaupt finden. Zu allen Zeiten hat
das Handwerk dem, der auf seinen Pfaden darnach suchte,
viel gegeben. Die Frage, ob es in alt überkommenen
Erziehungsformen heute noch verharren kann und darf,
ist darum keine unwesentliche. Es ist falsch, wenn man
das Handwerk in seinem Verhältnis zur Kunst nur als
den empfangenden Teil hinstellen will, beide Teile geben
und nehmen. Was das Handwerk vor allem dem Wer-
denden an Zielbewußtsein und Ausdauer übermitteln
kann, muß in ihm lebendig bleiben, muß da, wo eine
Einwirkung der Schule einsetzt, noch vertieft werden.
Die Werkstatt kann die Schule nicht mehr ausschalten,
und die Schule kann und soll die Werkstatt nicht ersetzen,
aber beide sollen dem zur Künstlerschaft Aufstrebenden
ihr Bestes auf den Weg mitgeben. Dazu muß die Schule
 
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