Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

DOI Artikel:
Kraft, Leonhard: Kunsthandwerk u. Erziehung
DOI Artikel:
Cohen, Paul: Verstand und Gefühl
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0182

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
162

INNEN-DEKORATION

ENTW. U. AUSFÜHRUNO: WERKKUNST EUGEN STEINDORFF-BERLIN. TEETISCH MIT PORZELLAN-LAMPE IM LESEZIMMER

von der Werkstatt lernen, nicht um eine neue Art Hand-
werk zu züchten, sondern, um den Weg über die Werk-
statt zum freischaffenden Künstlertum frei zu machen.

Der Aufstieg der aus der Werkstatt tiefinnerlich
zur Künstlerschaft Drängenden muß ungehemmt vor sich
gehen, dann werden die überflüssigen »Entwerfer« schon
verschwinden. Nicht weil diese entstehen konnten, darf
man die Schulen bekämpfen und als Verschwendung von
Volksvermögen bezeichnen. Solche Erscheinungen wer-
den bedeutungslos, wenn ein gesunder Strom Werkstatt-
Luft in die Schulen hineinbläst und das innerlich Hohle
darin zum Verdorren bringt. Dann werden die für solche
Lehrstätten aufgewendeten öffentlichen Mittel nicht mehr
des schönen Scheins wegen verausgabt sein, das Heer

der Besucher wird freilich zusammenschmelzen.....

*

Aber Quantität ist es nicht, was diesen Zeiten nottut,
Qualität fordert auf lange hinaus das Gebot der Stunde.
Es bleibt klar, daß bei dieser Umstellung der Erziehung,
namentlich zum Kunsthandwerk, örtliche Forderungen
in erster Linie stehen müssen. Man kann nicht allerorten
alles machen wollen..........dr. Leonhard kraft.

KUNST UND HANDWERK gedeihen nur, wenn
wirtschaftliche Erwägungen bei ihren Schöpfungen
wohl die Grenze angeben, wenn aber der Wille zur
Form die maßgebende Rolle spielt. Wenn wir
also vom Handwerk reden, so meinen wir einen
geistigen, einen ethischen Begriff. . . hans poelzig.

VERSTAND UND GEFÜHL

Der Verstand ist auf Nutzen gerichtet, seine
Schöpfungen dienen dazu, die Widerstände der
(wie er annimmt) feindlichen Natur zu überwinden. Er
macht sich die Natur zur Dienerin, in erster Linie gibt
sie ihm Nahrung und Kleidung — und er überwindet
die Natur durch die von ihm geschaffenen Maschinen,
mittels welcher er die Naturkräfte ausnützt. Der Ver-
stand verschafft den Menschen Nahrung, Kleidung und
Gebrauchsgegenstände, Maschinen, um die Arbeitskraft
zu erhöhen und Maschinen, um Maschinen zu erbauen.
Er schafft lauter überaus notwendige Dinge, aber keine
Kunstwerke. Weil der Verstand in der Natur nur das

Nützliche sieht, schafft er nur Nützliches........

*

Das Kunstwerk erscheint dem Verstand, — und
dem Verstandesmenschen, dem »praktischen« Menschen,
nutzlos. Wertvoll aber ist das Kunstwerk für das Ge-
fühl. Kunst entsteht erst in dem Augenblick, wo ein
Gefühls-Überschuß im Werke ausgedrückt und
bei dem Beschauer erweckt wird. »Der Mensch lebt
nicht vom Brot allein« will sagen, daß es außer dem
Nützlichen auch wertvolle Dinge gibt, daß dasjenige,
was dem Verstand unnütz erscheint, für das Leben
des Menschen trotzdem nicht überflüssig, sondern wert-
voll, vielleicht am wertvollsten ist. Das Kunstwerk ist
unnnütz, nie aber wertlos! .... paul cohen-portheim.

(AUS! »ASIEN ALS ERZIEHER«. VERLAG' KLINKHARDT t BIERMANN IN LEIPZIG.)
 
Annotationen