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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

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Frank, Willy: Arbeit und Wert-Bewusstsein
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"Formlosigkeit"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0317

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INNEN-DEKORATION

297

professor carl witzmann-wien gartenzimmer im hause k1ttl—wien

ARBEIT UND WERT-BEWUSSTSEIN.

Wilhelm von Humboldt sagte einmal, es komme bei über die schon mancher, in der Tretmühle seelisch Ver-
aller menschlichen Aktivität mehr auf das Tun, als krüppelte gestaunt hat, die aber eine sehr wesentliche
auf die Tat an. Das spricht im Grunde dieselbe Erkennt- Wahrheit enthält. Das ist für uns auch der neue und ewige
nis aus, die Schiller prägte in den Worten: »Der Mensch Sinn des alten Spruches »Handwerk hat einen goldenen
ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.« Beide Aus- Boden«. Im buchstäblichen Wortsinne ist dies leider nicht
sprüche kehren ihre Spitze gegen jenen echt modernen mehr allumfassend wahr. Aber wahr ist es, gerade nach
Aberglauben, der Wert der Arbeit liege ganz oder zum so vielen Jahrzehnten entseelender Maschinen-Kultur, mit
größten Teil in ihrem tatsächlichen End-Ergebnis. Beziehung auf dieses inwendige Arbeitsergebnis, ohne
Dieser Aberglaube hat die riesenhafte Ausbreitung der welches die menschliche Aktivität eine Minderung und
Maschinenkultur ermöglicht. Und diese Maschinenkultur Schändung menschlichen Wertgefühls ist. . willy frank.
hat ihrerseits dieletzten richtigen Begriff e, die wirnoch vom *
Wert menschlicher Arbeit hatten, vollends zerschlagen. p.^ p * * i n^lflf P1T

Alle Arbeit zielt natürlich auf einen bestimmten, ob- »rUKMLU31üKE,ll.«

jektiven Erfolg. Darüber darf aber nie vergessen werden, Alle Sünde ist nur Verneinung der Form und Störung

daß alle Arbeit auf ein seelisches Nebenprodukt zielt: J~\ der Ordnung, Abfall vom Geist der Form, Aufstand

auf Bestätigung und Steigerung des menschlichen wider das Gesetz der Form: Formlosigkeit aus Schwäche,

Wertbewußtseins. Alle Aktivität des Menschen recht- Mangel an seelischem Widerstand gegen die formzer-

fertigt sich nur als Auswirkung dieses Wertbewußtseins, störenden Triebe der Habsucht und Verschwendung,

Arbeit, die dieses Wertbewußtsein mindert oder gar ab- Mangel an tätiger Opferkraft, dumpfe Herrschaft der

tötet, ist vielleicht Warenproduktion, oder Geldmacherei, Trägheit zum Guten, Tiefen der Formlosigkeit aus bösem

aber den geheiligten Namen »Arbeit« verdient sie nicht. Willen, Trieb zur Macht, in Zorn und Neid, in Hochmut

Solche Arbeit ist inhuman. Je mehr das Interesse von und Trug, Gewalttat und Verrat. . Solange der Mensch

dem bloßen End-Ergebnis abrückt, je mehr das Tun als nicht den Mut zur neuen und geraden Richtung des

solches gewertet wird, um so mehr tritt das wichtige Willens gefunden hat, ist sein Leben nur eine Kette

seelische Moment, das Erlebnis des eigenen Wertes, von Schwachheit und Widerspruch, ein träge fortge-

in den Vordergrund. Daher jene Schiller sehe Prägung, sponnener Irrtum. . . hebman hefele. («das geseiz der form«).
 
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