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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

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Lucka, Emil: Das Gefühl des Raumes
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Ebhardt, Franz: Kunst des Plauderns
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0366

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INNEN-DEKORATION

gegeben, eine neue Möglichkeit für sein Blühen gewonnen.
Es mag endlich mehr als ein persönlicher Eindruck hin-
gestellt werden, wenn ich meine, daß ein klarer, ebenmäßig
nach allen Richtungen ausgebildeter Kristall das Wesen
des Raumes in seiner höchsten Reinheit konzentriert.

Nicht nur die dynamischen Elemente, die mit dem
Raum zusammenhängen, seine Auflösung in Bewegung
und Fließen sind von der modernen Musik oft aufgenom-
men und verarbeitet worden, auch seine erhabene Ruhe
hat tönenden Ausdruck gefunden in einigen Werken . .

Zuletzt aber verwandelt der Raum den Menschen.
Jedes große Empfinden der Natur und der Kunst vermag
diese Wandlung hervorzubringen, aber kaum eines so
völlig wie das Versenken ins Gefühl des Raumes. Diese
Verwandlung, diese Verzauberung vollzieht sich in einem
Hinschwinden der Ichlichkeit, alles dessen, was dem
armen, kleinen Menschen, der da steht und schaut, zu-
gehört. Es ist, als wäre der Mensch seiner Sinne bar
geworden, als hätte er seine Kraft und seine Seele der
großen Welt hingegeben. Er ist nicht mehr dieser Eine,
Kleine, ist Natur, ist Raum geworden, hat dem, was nur
Dasein hat und nicht Anschauung oder Gefühl, dem be-
wußtlosen Sein, Anschauung und Gefühl geliehen, ein
Höheres ist entstanden: nicht einzelner Mensch, der
schaut, nicht Natur, die geschaut wird; . . . man könnte
vielleicht sagen: ahnendes Selbstgefühl des ewigen Da-
seins, eine, freilich nur kurz währende neue Form
des Erkennens, des Schauens, des Lebens. . . . e.l.

KUNST DES PLAUDERNS.

Gut reden ist eine Kunst, in gefälliger Weise zu
plaudern zweifelsohne auch. In der Gesellschaft
will man unterhalten, nicht unterrichtet werden. Eine
Hausfrau, die es versteht, eine Plauderei anzuregen
und im Gange zu halten, kann der Dankbarkeit ihrer
Gäste sicher sein . . Die Plauderei will nichts weiter,
als Zerstreuung gewähren. Sie geht leicht von einem
Gegenstande zum anderen, sie berührt in dieser Weise
die mannigfaltigsten Dinge und bewahrheitet das alte
Wort: »Wer vieles bringt, wird jedem etwas bringen« ..

Wovon soll man plaudern? . . . Der unscheinbarste
Gegenstand gibt oft Gelegenheit zu einer geistreichen
Bemerkung, und das richtige Taktgefühl weiß in kaum
bemerkbarer Weise von einem Gegenstande auf den an-
dern überzugehen, sowie mit Geschick den losen Faden
weiter zu spinnen und Gelegenheit zu geben, daß andere
einige passende Bemerkungen einwerfen können, die
wiederum einen neuen Anknüpfungspunkt bieten . . . .

Die Plauderei verlangt Kenntnisse, Sicherheit
in den Formen des guten Tones und Taktgefühl. Ihr
Wesen ist harmlos und geistreich, — aber nicht ober-
flächlich; übermütig, — doch nicht frei; verständig, ohne
schwerfällig zu sein; — witzig, aber nicht witzelnd;
unterhaltend, nicht nur aus Frage und Antwort be-
stehend : all dies und noch weit mehr ist eine heitere,
lebendige Plauderei . . . franz ebhardt. (>der gut» ton«.)
 
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