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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

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Wundt, Wilhelm: Instinkt und Wille
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0368

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348

INNEN-DEKORATION

INSTINKT UND WILLE.

Wenn der Kuckuck zoologische Untersuchungen an-
stellen könnte, würde er vielleicht den Menschen
für das Instinkt-reichste aller Geschöpfe erklären. Mit
den Vögeln teilt der Mensch den Instinkt, in der Ehe zu
leben, gleich dem Fuchse erzieht er seine Jungen, wie
der Biber hat er den Trieb, Häuser und Siedlungen zu
bauen, wie die gesellige Biene die Gewohnheit, im Staate
zu leben und Kolonien zu gründen, und mit der Ameise
ist ihm die Lust am Kriegführen, am Sklavenmachen
und außerdem auch an nutzbaren Haustieren gemein . .

*

Wenn alles menschliche Tun in die zwei Gebiete: des
Willkürlichen und des Instinktiven geteilt werden
soll, so ist nicht zu bezweifeln, daß für die große Mehr-
heit der Menschen der Hauptgrund gerade derjenigen
Handlungen, die das Kriterium der Gattung »Mensch« aus-
machen, nicht Überlegung und freier Wille, sondern die
instinktive Nachahmung dessen ist, was andere tun.



Von frühester Lebenszeit an steht der Mensch unter
der Einwirkung anderer Menschen, deren Tun er nach-
ahmt. Wie der einzelne sein Haus baut, oder welches
Haus er bewohnt, das kann für ihn Gegenstand umständ-
licher Reflexion werden . . Aber daß der Mensch über-
haupt Häuser baut und ein Obdach aufsucht, erscheint

ihm ein natürliches Erfordernis, wie es für die kleine Biene
ein solches ist, ihre sechseckigen Waben anzufertigen.
Der Affekt bestimmt unsere meisten Bewegungen,
und der Wille macht ebenso häufig darin sich geltend,
daß er die Bewegungen mäßigt, sogar unterdrückt, als
darin, daß er selbständig Bewegungen erzeugt. Oft gibt
auch der Wille nur den Bewegungen eine bestimmte
Richtung, ihre Ausführung aber überläßt er dem In-
stinkte. Die frühesten Willkür-Bewegungen des Kindes
sind unsicher und ungeschickt, und das nämliche begegnet
auch dem Erwachsenen überall da, wo er eine ihm nicht
geläufige Handlung ausführen will, sei auch diese von
der einfachsten Beschaffenheit. . Die Sicherheit und
Grazie der Bewegungen, allen Tuns beruht auf der
Sicherheit des Instinktes, nicht auf der Festigkeit

des Willens. . . . WILHELM WUNDT +. (»mensch- und tierseelec}.

DER KUNST-BESITZ ist so ziemlich die einzige an-
ständige und vom guten Geschmack erlaubte Art,
Reichtum zu präsentieren. Die lebendigen Schöpfungen
der Meister geben dem Besitzer von ihrer Würde ab,
zuerst nur scheinbar, schließlich aber auch wirklich. Aus
der wirren Verwurzelung der vielfachen Beweggründe
des Kunst-Sammelns entfaltet sich als die schönste Blüte:
enthusiastische Kunst- Liebe .... max j. friedländef.
 
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