DOI Artikel:
Ritter, Heinrich: Form, Farbe, Lebensfreude: zu den Arbeiten von Prof. Emil Fahrenkamp
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0380
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INNEN-DEKORATION
PROFESSOR EMIL FAHRENKAMP —DÜSSELDORF WOHNZIMMER IM HAUSE FILIUS-DUISBURG
FORM-FARBE-LEBENSFREUDE.
ZU DEN ARBEITEN VOM PROF. EMIL FAHRENKAMP.
Wollen die Möbelkünstler wieder Dichter werden?
Es ist noch nicht gar lange her, da lautete die
höchste Qualiläts-Bezeichnung für die Schöpfungen ihrer
Hand: »Anständig«. Gab es irgend eine Verleumdung,
die man dem Ornament nicht anhängte? Suchte man
nicht, ernstlich, den Künstlergeist zu überreden, sich das
Spielen und Dichten mit Formen und Farben zu ent-
schlagen und mit dem Maschinen Ingenieur zu wetteifern ?
Die Kunst muß mäandrische Wege gehen, um durch
die Wildnisse der wechselnden Zeiten zu finden. Aus
einem Irrtum scheucht sie der kalte Verstand zurück;
und wohl ihml denn auch die rechnende Vernunft ist
eine Gotteskraft. Aber auch im Exil der Kälte und
nüchternen Klarheit ewig zu bleiben, ist der Kunst ver-
boten. Ein Heimweh, unergründlich im innersten Herzen
der Natur, ruft sie wieder in die Gärten der Schwärmerei.
Es ist dem Menschen nicht gut, aus einer seiner Kräfte
allein zu leben. Es ist ihm gegeben, zuspielen; es ist
ihm auch gegeben, zu rechnen. Nur ruhen und erstarren
darf er nicht, und so wird er wohl seinen Weg durch die
Jahrhunderte gehen, bald am blanken Stahlseil des Ver-
standes, bald an den Rosenketten der Phantasie, und wird
seine Blüten und Früchte bringen nach dem Gesetz der
wechselnden Jahreszeiten, gehorsam den Mächten, die
nicht unser Bewußtsein und unsre Zielfrage wollen, son-
dern unsre menschlich - schöpferische Lebendigkeit,
frohe, naturhafte Laune und grenzenlose geschöpfliche
Bereitschaft zum Dienst an allen guten und bösen Stunden.
Es ist also Tatsache: ein heiterer, dichterischer Geist
ist in unsere Innenausstattung eingedrungen. Man läßt
der Erfindungsgabe die Zügel und sie macht ihre Aus-
flüge nach allen Himmelsrichtungen und Zeiten, holt
INNEN-DEKORATION
PROFESSOR EMIL FAHRENKAMP —DÜSSELDORF WOHNZIMMER IM HAUSE FILIUS-DUISBURG
FORM-FARBE-LEBENSFREUDE.
ZU DEN ARBEITEN VOM PROF. EMIL FAHRENKAMP.
Wollen die Möbelkünstler wieder Dichter werden?
Es ist noch nicht gar lange her, da lautete die
höchste Qualiläts-Bezeichnung für die Schöpfungen ihrer
Hand: »Anständig«. Gab es irgend eine Verleumdung,
die man dem Ornament nicht anhängte? Suchte man
nicht, ernstlich, den Künstlergeist zu überreden, sich das
Spielen und Dichten mit Formen und Farben zu ent-
schlagen und mit dem Maschinen Ingenieur zu wetteifern ?
Die Kunst muß mäandrische Wege gehen, um durch
die Wildnisse der wechselnden Zeiten zu finden. Aus
einem Irrtum scheucht sie der kalte Verstand zurück;
und wohl ihml denn auch die rechnende Vernunft ist
eine Gotteskraft. Aber auch im Exil der Kälte und
nüchternen Klarheit ewig zu bleiben, ist der Kunst ver-
boten. Ein Heimweh, unergründlich im innersten Herzen
der Natur, ruft sie wieder in die Gärten der Schwärmerei.
Es ist dem Menschen nicht gut, aus einer seiner Kräfte
allein zu leben. Es ist ihm gegeben, zuspielen; es ist
ihm auch gegeben, zu rechnen. Nur ruhen und erstarren
darf er nicht, und so wird er wohl seinen Weg durch die
Jahrhunderte gehen, bald am blanken Stahlseil des Ver-
standes, bald an den Rosenketten der Phantasie, und wird
seine Blüten und Früchte bringen nach dem Gesetz der
wechselnden Jahreszeiten, gehorsam den Mächten, die
nicht unser Bewußtsein und unsre Zielfrage wollen, son-
dern unsre menschlich - schöpferische Lebendigkeit,
frohe, naturhafte Laune und grenzenlose geschöpfliche
Bereitschaft zum Dienst an allen guten und bösen Stunden.
Es ist also Tatsache: ein heiterer, dichterischer Geist
ist in unsere Innenausstattung eingedrungen. Man läßt
der Erfindungsgabe die Zügel und sie macht ihre Aus-
flüge nach allen Himmelsrichtungen und Zeiten, holt