Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

DOI Artikel:
George, Hugo C.: Wohn-Raum und Wohn-Gerät
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0079

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INN EN-DEKORATION

67

architekt dr. oskar wlach-w1en

empfangs-zimmer. haus waller-wien

WOHN-RAUM UND WOHN-GERÄT.

von hugo gorge-wien.

Die Behaglichkeit eines Raumes wird durch seine
Maße, die harmonischen Beziehungen zwi-
schen Wand und Decke, das Verhältnis zwischen
Türen, Fenster und Ofen bestimmt. Ist diese Grundlage
nicht vorhanden oder nicht zu ändern, so ist jede Mühe,
den Raum durch seine »Einrichtung« wirklich behaglich
zu machen, erfolglos . . Unsere heutigen, bürgerlichen
Einrichtungen sind zumeist ein Kompromiß, wenn sie
nicht für Wohnungen in neuen, einwandfreien Häusern
herzustellen sind, wie wir sie heute brauchen. Denn nur
diese können imstande sein, das Verhältnis zwischen
Wohn-Raum, Wohn-Gerät und Bewohner in eine
richtige, der Neuzeit entsprechende Beziehung zu bringen.

Im strengen, architektonischen Raum früherer Zeiten
bewegten sich auch die Menschen in feierlich repräsen-
tativer Weise. Die Zeiten haben sich geändert. Der
Mensch unserer Tage ist weniger konventionell, freier in
seinem Wesen, seiner Gebärde, seinen Bewegungen ge-
worden. In der neuzeitlichen Wohnung muß infolge
dieser Ungezwungenheit und Absichtslosigkeit der Be-
wegungen des jetzigen Menschen das Wohn-Gerät in
ein ganz anderes Verhältnis zu uns treten. Wir wollen
die Möbel nicht mehr in starrer, architektonischer Ge-
bundenheit, sondern als »Möbel« im engeren Sinn, als

»Mobilia«. Der moderne Mensch ist dann das Mobilste
inmitten mobiler Dinge, die wir nach verschiedenen
Möglichkeiten umstellen können, um die wir herumgehen
können, — wobei sich von jeder Stelle des Zimmers
neue Raum-Wirkungen, neue Überschneidungen, neue
Eindrücke ergeben, die durch Stoffe und Teppiche noch
bereichert werden. Feststehend bleibt eigentlich nur
noch das Verhältnis zwischen Tür, Fenster und Ofen; für
Schreibtisch und Bett ist ebenfalls — infolge der Beziehung
zu Lichtquelle und Tür — die Lage eine bestimmte . .

In dieser neuzeitlichen Bürger-Wohnung ergibt sich von
selbst eine Einschränkung der Möbel auf das unumgänglich
Notwendige. Schrank-Möbel werden durch eingebaute
Wandschränke zum großen Teil überflüssig gemacht. Auf
gute Tische, Sessel und Liege-Möbel wird in erster Linie
Wert zu legen sein. Der kulturelle Gewinn solcher Ein-
schränkung wird sich vor allem darin zeigen, daß, — wenn
wir wieder wenige, abergute Möbel in unseren Woh-
nungen haben, — wir wieder eine innigere Beziehung
zu diesen Einrichtungs-Stücken unseres Heims herstellen
können. Als weitere Folge ergäbe sich die Möglichkeit,
unsere bürgerlichen Wohnräume in den Ausmessungen
kleiner zu gestalten, und trotzdem keine Beengung, son-
dern größere Bewegungs-Freiheit zu schaffen . . g.

1922. I.-II. 7.
 
Annotationen