DOI Artikel:
Ein Gutshof in Pommern
DOI Artikel:Sörgel, Herman: Das schöne Bauwerk
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0181
INNEN-DEKORATION
169
architekt kurt fr1ck — königsberg
gutshof v. s. wohnhaus mit terrasse
EIN GUTSHOF IN POMMERN
Bei dem »Gutshof von Schmähling« in Groß-Möllen
handelt es sich, — so teilt Architekt Kurt Frick-
Königsberg mit, — »um den Neubau eines verhältnis-
mäßig geräumigen Gutshauses auf einem 1500 Morgen
großen Rittergut an der Ostsee-Küste in Pommern. Er
wird an einer Langseite von dem Gutshof begrenzt,
während senkrecht zu der Haus-Anlage die alten geräu-
migen Scheunen und Ställe gelagert sind. Diese Ge-
bäude sind noch im Holzwerk mit alten guten Stroh-
dächern hergestellt und in ihrer architektonischen Wirkung
sehr einfach und bäuerlich. Demzufolge mußte auch das
neue Wohnhaus sich in diese einfache und ländliche Um-
gebung einpassen, und es ist mit voller Absicht hier kein
Schloß mit Türmen und Verzierungen gebaut, sondern
ein schlichtes Landhaus, wie es zu seiner näheren Um-
gebung und in die Umgegend paßt. Es wurde vor allem
Wert darauf gelegt, bei dem Bau eine Anzahl alter und
schöne Kastanien- und Lindenbäume zu erhalten, — trotz-
dem der Bauherr deren Entfernung wünschte. (Wie wert-
voll die Erhaltung dieser Bäume für die Gesamtwirkung
der Bau-Anlage war, das geht deutlich aus den Abbil-
dungen — der Vorderfront mit Turmbau und der Rück-
front mit den gestutzten Lindenbäumen auf der Terrasse
Seite 168, 169 — hervor.) Das niedrige Häuschen links
des Gutshauses (S. 168) ist das ebenfalls neuerbaute
Gärtnerhaus, dazwischen wird der Hof durch eine ein-
fache Steinmauer abgeschlossen. Die Gartenfront des
Wohnhauses ist nach Süden gerichtet, und zwar ist der
Garten ein einfacher grüner Wiesenteppich mit einzelnen
verstreuten Obstbäumen, dahinter breiten sich die weiten
Felder des Gutes aus. Es galt, an dieser Gartenfront
eine geräumige Terrasse zum Aufenthalt im Freien her-
zustellen, desgleichen einen Balkon im Obergeschoß. Im
Innern ist das Haus auch sehr schlicht und einfach ge-
halten, aber in jeder Beziehung gediegen eingerichtet« . .
Diesen sachlichen Worten ist nur hinzuzufügen, daß die
Lösung der gestellten Aufgabe hier völlig geglückt er-
scheint. Da ist nichts Gekünsteltes. Ruhe bietet diese
wohlproportionierte Architektur, freundlich, wohnlich
wirkt untermLaubdachdieTerrasse, ansprechend, schlicht
und keineswegs konventionell das Speisezimmer, sowie
der Treppenraum (S. 172) aus einem weiteren Gutshof
in Gündernhagen. Das alles ist gute Wohnbaukunst,
die nur das Zweck-Entsprechende will — und Schönes
schafft, weil eine beruhigte Kraft hier am Werke ist. s.
★
DAS SCHÖNE BAUWERK
Die Architektur in ihrer vornehmen Ruhe, welcher
schon die Erscheinung ihrer stofflichen Materie einen
gewissen Ernst und Zurückhaltung auferlegt, ist sehr ge-
eignet zur Trägerin und Inkarnation der Schönheit . . .
Von der Architektur, der ständigen und bleiben-
den Folie des Menschenlebens, ist das Häßliche auszu-
schließen. Die Reinheit des Stils und dessen von allen
Zufälligkeiten befreiten Formen dürfen-aber freilich auch
bei der architektonischen Schönheit niemals zu einer
hohlen Formen-Schönheit herabsinken.. herman sörgel.
169
architekt kurt fr1ck — königsberg
gutshof v. s. wohnhaus mit terrasse
EIN GUTSHOF IN POMMERN
Bei dem »Gutshof von Schmähling« in Groß-Möllen
handelt es sich, — so teilt Architekt Kurt Frick-
Königsberg mit, — »um den Neubau eines verhältnis-
mäßig geräumigen Gutshauses auf einem 1500 Morgen
großen Rittergut an der Ostsee-Küste in Pommern. Er
wird an einer Langseite von dem Gutshof begrenzt,
während senkrecht zu der Haus-Anlage die alten geräu-
migen Scheunen und Ställe gelagert sind. Diese Ge-
bäude sind noch im Holzwerk mit alten guten Stroh-
dächern hergestellt und in ihrer architektonischen Wirkung
sehr einfach und bäuerlich. Demzufolge mußte auch das
neue Wohnhaus sich in diese einfache und ländliche Um-
gebung einpassen, und es ist mit voller Absicht hier kein
Schloß mit Türmen und Verzierungen gebaut, sondern
ein schlichtes Landhaus, wie es zu seiner näheren Um-
gebung und in die Umgegend paßt. Es wurde vor allem
Wert darauf gelegt, bei dem Bau eine Anzahl alter und
schöne Kastanien- und Lindenbäume zu erhalten, — trotz-
dem der Bauherr deren Entfernung wünschte. (Wie wert-
voll die Erhaltung dieser Bäume für die Gesamtwirkung
der Bau-Anlage war, das geht deutlich aus den Abbil-
dungen — der Vorderfront mit Turmbau und der Rück-
front mit den gestutzten Lindenbäumen auf der Terrasse
Seite 168, 169 — hervor.) Das niedrige Häuschen links
des Gutshauses (S. 168) ist das ebenfalls neuerbaute
Gärtnerhaus, dazwischen wird der Hof durch eine ein-
fache Steinmauer abgeschlossen. Die Gartenfront des
Wohnhauses ist nach Süden gerichtet, und zwar ist der
Garten ein einfacher grüner Wiesenteppich mit einzelnen
verstreuten Obstbäumen, dahinter breiten sich die weiten
Felder des Gutes aus. Es galt, an dieser Gartenfront
eine geräumige Terrasse zum Aufenthalt im Freien her-
zustellen, desgleichen einen Balkon im Obergeschoß. Im
Innern ist das Haus auch sehr schlicht und einfach ge-
halten, aber in jeder Beziehung gediegen eingerichtet« . .
Diesen sachlichen Worten ist nur hinzuzufügen, daß die
Lösung der gestellten Aufgabe hier völlig geglückt er-
scheint. Da ist nichts Gekünsteltes. Ruhe bietet diese
wohlproportionierte Architektur, freundlich, wohnlich
wirkt untermLaubdachdieTerrasse, ansprechend, schlicht
und keineswegs konventionell das Speisezimmer, sowie
der Treppenraum (S. 172) aus einem weiteren Gutshof
in Gündernhagen. Das alles ist gute Wohnbaukunst,
die nur das Zweck-Entsprechende will — und Schönes
schafft, weil eine beruhigte Kraft hier am Werke ist. s.
★
DAS SCHÖNE BAUWERK
Die Architektur in ihrer vornehmen Ruhe, welcher
schon die Erscheinung ihrer stofflichen Materie einen
gewissen Ernst und Zurückhaltung auferlegt, ist sehr ge-
eignet zur Trägerin und Inkarnation der Schönheit . . .
Von der Architektur, der ständigen und bleiben-
den Folie des Menschenlebens, ist das Häßliche auszu-
schließen. Die Reinheit des Stils und dessen von allen
Zufälligkeiten befreiten Formen dürfen-aber freilich auch
bei der architektonischen Schönheit niemals zu einer
hohlen Formen-Schönheit herabsinken.. herman sörgel.