Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Vom Sinn der Technik
DOI Artikel:
Stadtbaurat Berg: Erfindung - Empfindung
DOI Artikel:
Jaumann, Anton: Entwerfer und Berater, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0189

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION 177

architekt fritz fleischmann - münchen kamin in der wohndiele. haus m.-tölz

in der Richtung liegen, wo sich die Frage nach der ENTWERFER UND BERATER
Werthaftigkeit alles menschlichen Tuns entscheidet. Es

ist eine Sache der persönlichen Einstellung. Man \Ä/er kunstgewerbliche Gegenstände entwirft oder
wird schließlich zugeben müssen, daß jeder Mensch, VV Räume darstellt, wird sich immer und überall
gleichgültig mit welchem Material er arbeitet, welthaltig
und sinnvoll arbeiten, Geschick gestalten und Lebenswerk
formen k ö n n e, d. h. daß er in seinem Tun Geist bewähren,
darstellen, auswirken könne . . Aber an sich ist dies
alles die Technik nicht . . Der Techniker, — der
Mensch kann es sein oder werden! . . Wilhelm michel.

ERFINDUNG — EMPFINDUNG

Ein künstlerisch empfindender Mensch kann überhaupt
keine reine Zweckform schaffen, sie wird ihm unter
der Hand zur Kunstform. Aber die nicht künstlerisch-
empfunden gestaltete, reine Zweckform steht auch vom
Standpunkt ästhetischer Betrachtung höher als die nicht
künstlerisch-empfunden gestaltete und gesuchte Kunst-
form, — weil Wahrheit höher steht als Lüge. Denn Kunst-
form, die ein nicht vorhandenes Empfinden vortäuscht, ist
Lüge. Die Architektur muß aus der Verlogenheit heutiger
architektonischer Kunstform herauskommen. Die formale
Gestaltung in der Architektur hat sich als Mittel dem
höheren Zweck der Raumgestaltung von innen heraus
unterzuordnen. Und das kann sie nur, wenn wir wieder
die Empfindung an erste Stelle setzen vor die Erfin-
dung, im Erziehen und im Schaffen, stadtbaurat berg.

von dem technischen Zeichner unterscheiden. Die Ma-
schine muß korrekt und deutlich gezeichnet sein, nichts
weiter. Es gibt da Vorschriften, an die man sich eben
halten muß. Der Maler, der Graphiker, die auch die
Reißfeder als künstlerisches Instrument betrachten, sie
sind die allerungeeignetsten Kräfte für die richtige, brauch-
bare technische Zeichnung. Beim kunstgewerblichen
Entwurf jedoch liegt die Sache anders. Er ist bis zu
einem gewissen Grade auch technische Zeichnung, so-
weit nach ihm in der Werkstatt gearbeitet wird. Aber
auf der anderen Seite sind es doch nicht Maschinen,
sondern künstlerische Gegenstände, die hier dargestellt
werden, und es ist ein künstlerisch gestimmter Mensch,
der zeichnet. Also, was ist die Folge? Der kunstge-
werbliche Entwurf kann unmöglich so nüchtern sein
wie die technische Zeichnung; das Zeichnerische wird
sich stets vordrängen, der ganze Entwurf wird einen mehr
oder weniger graphischen, künstlerischen Anschein ge-
winnen. Je stärker die künstlerische Anlage des Ent-
werfers ist, desto eher wird ihm der Entwurf zur Zeich-
nung als Selbstzweck. Es ist ihm einfach unmöglich, mit
Bleistift oder Tusche anderes als spezifische Bleistift-
oder Tuscheblätter hervorzubringen. Die graphischen
Werte brauchen die künstlerischen Werte des darge-
 
Annotationen