DOI Artikel:
Jaumann, Anton: Entwerfer und Berater, [2]
DOI Artikel:Lang, Hugo: Wirkung der guten Form
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0233
INNEN-DEKORATION
221
ihm als »Theoretiker« kaum zutraute: Aber — diese Ein-
fälle kommen nicht im Atelier. Oder, sie erfahren im Ate-
lier nicht die Korrektur, die sie erst verwendbar macht.
Der kluge Fabrikant wird aus alledem die Lehre
ziehen, daß der Zeichner, der entwerfende Künstler
falsch verwendet ist, wenn man von ihm nur die »Liefe-
rung von Entwürfen« erwartet. Seine eigentliche Stärke
liegt auf anderm Gebiete; ohne die Hilfe des schaffen-
den Künstlers kommen heute Fabrikant und Handwerker
doch nicht aus. Man mache es nun aber richtig! Nicht
die gezeichneten Blätter sollt Ihr Euch
sichern, sondern die Menschen, — als künst-
lerische Helfer, als Berater. . . . anton jaumann.
★
KUNST U. LEBEN. Man muß ein sehr hartes Herz
haben, um die Menschen des Trostes berauben zu
wollen, den sie aus der Kunst wider die vielen Bitter-
keiten des Lebens schöpfen können. Friedrich der grosse.
T *
I .e superflu—:chose bien necessaire!. . voltaire.
★
Als »Luxus« darf die Kunst nicht betrachtet werden,
£ \ in allem drückt sie sich aus; sie gehe über ins
Leben, — nur dann ist sie, was sie sein soll. . ludwig i.
WIRKUNG DER GUTEN FORM
Es gibt Möbel, Bilder, Dinge, die beunruhigend: voll
Dämonie, Melancholie, erhitzend oder erkältend
wirken, andere sind lauwarm, nichtssagend leer — oder
Lüge, andere hinwieder strahlen milde Wärme aus,
bringen Ruhe, Freude ins Haus. Zu wenig achten wir
noch auf diese Eigenschaften der Dinge. Wie wir aber
vorsichtig sind in der Wahl der Menschen, mit denen
wir umgehen, so sollten wir auch sorgfältiger die Dinge
wählen, mit denen wir ständig uns umgeben in unserem
Heim . . Ein sanfter, freundlicher Geist spricht aus den
Möbeln und Räumen, die Lothar Weinzheimer (Seite
216—219) gestaltet. Es ist etwas Lyrisches, Liedhaftes
in diesen feinen Arbeiten. Ein heute durchaus nicht all-
täglicher Sinn für Harmonie der Proportionen, eine heute
durchaus noch seltene liebevolle Durchbildung des Ganzen
wie aller Teile zeigt sich hier. Kein ehrgeiziges sich
Vordrängen -Wollen, sondern ein beruhigtes Schwingen
in feinfühliger Erspürung des Zeit-Rhythmus, glückhaftes
Dasein im Bewußtsein des sicheren Könnens und stetige
Entwicklung von bewegteren zu einfacheren, in sich ruhen-
den Formen, Freude am Kunst-Handwerk, liebevolles
sich Versenken und Verschenken in Gebilden, die be-
fähigt sind, anderen dienlich zu sein und Gutes zu tun. l.
LOTHAR WEINZHEIMER-OROSS-KÖN1GSDORF. BÜCHER- UND MAPPEN-SCHRANK IN EINEM HERREN-ZIMMER
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ihm als »Theoretiker« kaum zutraute: Aber — diese Ein-
fälle kommen nicht im Atelier. Oder, sie erfahren im Ate-
lier nicht die Korrektur, die sie erst verwendbar macht.
Der kluge Fabrikant wird aus alledem die Lehre
ziehen, daß der Zeichner, der entwerfende Künstler
falsch verwendet ist, wenn man von ihm nur die »Liefe-
rung von Entwürfen« erwartet. Seine eigentliche Stärke
liegt auf anderm Gebiete; ohne die Hilfe des schaffen-
den Künstlers kommen heute Fabrikant und Handwerker
doch nicht aus. Man mache es nun aber richtig! Nicht
die gezeichneten Blätter sollt Ihr Euch
sichern, sondern die Menschen, — als künst-
lerische Helfer, als Berater. . . . anton jaumann.
★
KUNST U. LEBEN. Man muß ein sehr hartes Herz
haben, um die Menschen des Trostes berauben zu
wollen, den sie aus der Kunst wider die vielen Bitter-
keiten des Lebens schöpfen können. Friedrich der grosse.
T *
I .e superflu—:chose bien necessaire!. . voltaire.
★
Als »Luxus« darf die Kunst nicht betrachtet werden,
£ \ in allem drückt sie sich aus; sie gehe über ins
Leben, — nur dann ist sie, was sie sein soll. . ludwig i.
WIRKUNG DER GUTEN FORM
Es gibt Möbel, Bilder, Dinge, die beunruhigend: voll
Dämonie, Melancholie, erhitzend oder erkältend
wirken, andere sind lauwarm, nichtssagend leer — oder
Lüge, andere hinwieder strahlen milde Wärme aus,
bringen Ruhe, Freude ins Haus. Zu wenig achten wir
noch auf diese Eigenschaften der Dinge. Wie wir aber
vorsichtig sind in der Wahl der Menschen, mit denen
wir umgehen, so sollten wir auch sorgfältiger die Dinge
wählen, mit denen wir ständig uns umgeben in unserem
Heim . . Ein sanfter, freundlicher Geist spricht aus den
Möbeln und Räumen, die Lothar Weinzheimer (Seite
216—219) gestaltet. Es ist etwas Lyrisches, Liedhaftes
in diesen feinen Arbeiten. Ein heute durchaus nicht all-
täglicher Sinn für Harmonie der Proportionen, eine heute
durchaus noch seltene liebevolle Durchbildung des Ganzen
wie aller Teile zeigt sich hier. Kein ehrgeiziges sich
Vordrängen -Wollen, sondern ein beruhigtes Schwingen
in feinfühliger Erspürung des Zeit-Rhythmus, glückhaftes
Dasein im Bewußtsein des sicheren Könnens und stetige
Entwicklung von bewegteren zu einfacheren, in sich ruhen-
den Formen, Freude am Kunst-Handwerk, liebevolles
sich Versenken und Verschenken in Gebilden, die be-
fähigt sind, anderen dienlich zu sein und Gutes zu tun. l.
LOTHAR WEINZHEIMER-OROSS-KÖN1GSDORF. BÜCHER- UND MAPPEN-SCHRANK IN EINEM HERREN-ZIMMER