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Guardini, Romano: Die Seele des Schönen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0284
272
INNEN-DEKORATION
rath & balbach — köln. architekt carl müller
blick ins schlafzimmer der tochter. haus m.
DIE SEELE DES SCHONEN
Schönheit ist der Vollkommenheitsglanz der Offen-
barung innerer Wesens-Wahrheit und Seins-Güte«,
sagt die alte Philosophie. Schönheit ist der frohe Glanz,
der hervorbricht, wenn die verborgene Wahrheit in guter
Stunde offenbar werden kann; wenn wirklich das äußere
Erscheinen in jedem Stück reine und volle Aussprache des
Inwendigen ist: also Ausdrucks-Vollkommenheit.
Groß ist die Gefahr, die gesetzte Ordnung zu verkehren,
die Schönheit vor die Wahrheit zu stellen oder sie ganz
von dieser zu lösen: die Form-Vollendung vom Ge-
halt zu lösen, den Ausdruck von Seele und Sinn. Das ist
die Gefahr der »ästhetischen« Weltanschauung, dieschließ-
lich in entnervter Schöngeisterei endet. So entstehen
Schattengebilde der absoluten Form, ein Wie ohne Was,
ein Glanz ohne Glut, eine Tat, in der keine Kraft lebt. Wer
so denkt, der begreift das Kunstwerk nicht mehr als das,
was es ist: Uberwindung und Bekenntnis. Er wird nicht
einmal der Form selbst gerecht, auf die er doch allein ge-
richtet ist, denn Sinn der Form ist es: Ausdruck eines
Inhalts, Daseinsweise eines Sachwesens zu sein. Die Seele
des Schönen ist die Wahrheit. Wer das Schöne nicht
von dieser her versteht, der macht sein freudiges und doch
so tief ernstes Spiel zur leeren Spielerei . . r. Guardini.
¥
Was nicht der Schönheit entspricht, auf das schaue
nicht und höre nicht, das tue nicht. . . konfutse.
INNEN-DEKORATION
rath & balbach — köln. architekt carl müller
blick ins schlafzimmer der tochter. haus m.
DIE SEELE DES SCHONEN
Schönheit ist der Vollkommenheitsglanz der Offen-
barung innerer Wesens-Wahrheit und Seins-Güte«,
sagt die alte Philosophie. Schönheit ist der frohe Glanz,
der hervorbricht, wenn die verborgene Wahrheit in guter
Stunde offenbar werden kann; wenn wirklich das äußere
Erscheinen in jedem Stück reine und volle Aussprache des
Inwendigen ist: also Ausdrucks-Vollkommenheit.
Groß ist die Gefahr, die gesetzte Ordnung zu verkehren,
die Schönheit vor die Wahrheit zu stellen oder sie ganz
von dieser zu lösen: die Form-Vollendung vom Ge-
halt zu lösen, den Ausdruck von Seele und Sinn. Das ist
die Gefahr der »ästhetischen« Weltanschauung, dieschließ-
lich in entnervter Schöngeisterei endet. So entstehen
Schattengebilde der absoluten Form, ein Wie ohne Was,
ein Glanz ohne Glut, eine Tat, in der keine Kraft lebt. Wer
so denkt, der begreift das Kunstwerk nicht mehr als das,
was es ist: Uberwindung und Bekenntnis. Er wird nicht
einmal der Form selbst gerecht, auf die er doch allein ge-
richtet ist, denn Sinn der Form ist es: Ausdruck eines
Inhalts, Daseinsweise eines Sachwesens zu sein. Die Seele
des Schönen ist die Wahrheit. Wer das Schöne nicht
von dieser her versteht, der macht sein freudiges und doch
so tief ernstes Spiel zur leeren Spielerei . . r. Guardini.
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Was nicht der Schönheit entspricht, auf das schaue
nicht und höre nicht, das tue nicht. . . konfutse.