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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Thal, Johanna: Der Salon Regina Friedländer
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0349
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INNEN-DEKORATION

337

SCHAUFENSTER
HUTSALON REG.
FRIEDLÄNDER
IN BERLIN W.

DER SALON REGINA FRIEDLÄNDER

ein neuzeitlicher geschafts-raum.

Kunst und Mode sind auch bei uns in Deutschland
zwei untrennbare Begriffe geworden. Nicht nur die
modischen Erzeugnisse selbst sind künstlerisch, auch die
Räume, in denen sie den Weg zu schönen Frauen finden,
und die Werkstatt, in der ihr Schöpfer ihnen die »letzte
Feile« gibt, werden stilvoll, mit künstlerischem Fein-
gefühl geschaffen. Der Hutsalon Regina Friedländer
in der Königgrätzer Straße zu Berlin (S. 336—341) ist
dafür ein schönes Beispiel. Wie hier die heitere Anmut
lichtdurchfluteter Räume die leichtbeschwingte Phantasie
dieser Meister-Modistin unterstützt und geradezu illu-
striert, ist überraschend. Bestehende Barock-Räume
wurden von dem Architekten in ein graziöses expressio-
nistisches Rokoko umgewandelt in zartesten Pastellfarben.
Uber dem gobelinblauen Bodenbelag erheben sich die
Hutschränke und eingefaßten Spiegel aus elfenbein und
fleischrosa Schleiflack mit farbig angehauchten Relief-
blüten. Aus dem großen Empfangs-Salon führt eine
weiße Treppe hinauf zu einer Galerie mit Ankleide-
Räumen. Das ergibt eine gute Raum-Ausnützung und
erteilt dem Ganzen gleichzeitig eine gewisse graziöse
Unruhe. Uber all der Helligkeit der Schränke und
Möbel geben venezianische Lüster mit ihren vielfarbigen
Glasgehängen bei Tag und Abend Farbe und Heiterkeit.

Zu dem breit ausladenden Lüster des Empfangssalons
kontrastiert der schlankere des kleineren Probiersalons.
Und über Allem triumphieren die zarten, förmlich hin-
huschenden Fresko-Malereien, die sich über Wände und
Decken ziehen: junger Frühling und junge Mädchen, spie-
lerisch in den Wellen eines Flusses, träumend auf grünen
Wiesen, durch Gärten hüpfend, jauchzend auf schweben-
der Schaukel unter duftigem Grün. Und darunter öst-
liche Landschaft mit kleinen Tempeln, beschattet von
dichtem Laubwerk, Blumen und Blüten am Strand und
im Boot Mädchen auf schaukelnden Wogen. Nach Skizzen
Ludwig Kainers hat Lene Schneider-Kainer diesen
flüchtigen Andeutungen in feiner Einfühlung der Kainer-
schen Eigenart kräftiges Kolorit gegeben . . Die lebens-
volle Raumgestaltung ergab eine Atmosphäre der Heiter-
keit und Anmut, der prickelnden Eleganz und der Be-
haglichkeit, wie sie in solcher Vereinigung selten besser
fühlbar wird als hier zwischen den phantastischen, ele-
ganten Hutgebilden Regina Friedländers. johanna thal.

KUNST und TYPUS. Intensität, nicht Extensität
ist das wahre Ziel der modernen Kunst. Wir haben
es in der Kunst unserer Zeit nicht mehr mit dem Typus
zu tun, — sondern mit der Ausnahme. . . oskar wilde.
 
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