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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923

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Wulffen-Mahndorf, ... von: Baukünstler und Bauherr, [1]: "Rand-Bemerkungen" eines Bauherrn
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Rachlis, Michael: "Eine Dach-Wohnung"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0161

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140

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT MICHAEL RACHL1S —BERLIN WOHNRAUM IN EINEM DACHGESCHOSS (SEITE 139)

Kunst keine Marktware; und hier heißt es, nicht nur
Kunst, — die in den richtigen Proportionen und guten
Formen liegt, — sondern auch die gesamte Erfahrung
des technisch hochgeschulten Baufachmannes in den
Dienst des Bauherrn zu stellen . . Das ist ja auch für
jeden Einsichtigen klar: was er dem Architekten bezahlt,
bekommt er doppelt und dreifach in der Solidität der
ausgeführten Aufgabe, in den schönen Raum-Anord-
nungen und Verhältnissen, im Komfort und der Zweck-
mäßigkeit des darin sich abspielenden Lebens wieder . .

Aber, — nun mache ich ein Ausrufe-Zeichen: wie
selten ist der Architekt, der sich wirklich mit seinem Auf-
traggeber zusammensetzt, dessen Leben und Lebens-Zu-
schnitt studiert und dann mit ihm ernstlich redet über die
eigentliche Grundlage: die zweckmäßige Anpassung
des Baues an dessen Vermögens-Verhältnisse! In den
überwiegenden Fällen baut er für mitten im Handel und
Gewerbe stehende Auftraggeber, die einmalige größere
Ausgabe-Summen vertragen und solche auch in einer
Reihe von Jahren noch gut zu leisten vermögen. Um
jene Geldlage kümmert sich der Architekt daher meist
wenig. Er suggeriert Bedürfnisse, zeigt Rohbau-Zahlen,
macht »ihn« und »sie« in seine Pläne verliebt und sagt
sich: »Hat er erst A gesagt, muß er auch B sagen und
dann C und dann D«. So beginnt der Bau, — und »Bauen
ist dem eine^Lust, — der nicht weiß, was es gekust'I« .

(SCHLUSS SEITE 153-154). MAJORATSHERR v. WULFFEN-MAHNDORF.

»EINE DACH-WOHNUNG«

Einer, der sich auf gute Gegend verstand, erbaute vor
über hundert Jahren an einer der schönsten Stellen
der Havel-Seen bei Potsdam ein Bauernhaus. Ein anderer,
der sich jedenfalls auch auf gute Gegend versteht, läßt
sich jetzt auf diesem Riesengrundstück ein großes Wohn-
haus bauen. — Das alte Bauernhaus wurde ein Gärtner-
haus; sein Dachgeschoß eine provisorische Junggesellen-
Wohnung des Bauherrn. Der Architekt, der das neue
Haus baut, mußte sich in diese etwas ungewöhnliche Auf-
gabe hineinfinden . . An den Giebelseiten des ursprüng-
lichen Heubodens legte er breite Fenster an, die einem
großen Zimmer und zwei Stuben gutes Licht geben. An
den Längsseiten wurde das alte Dach diskret angehoben
über zwei neue Fenster. Diese beleuchten eine geräu-
mige Diele und ein freundliches Badezimmer, das unter
dem vermoosten Dach paradox und überraschend wirkt.
Das Bad und auch alles andere: die urgemütlichen Räume
mit den vielen Büchern, altem Messing, Spiegeln und
Keramiken, bequemen Möbeln und breiten Sofas, die in
die Schrägen des Daches eingebaut sind, — die hüb-
schen Wandmalereien von Josef Batö, die vielen frischen
Blumen in den Vasen und vielen anderen Dinge, die
man unter einem alten Bauerndach, — sogar in der
schönsten Gegend — nicht erwartet. Das neue Haus ist
fertig, — aber dieses Provisorium soll bleiben, wie es
ist: als Kuriosität und netter Auf enthalt für Freunde.. R.
 
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