Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923

DOI Artikel:
Rachlis, Michael: Die gute Laune: sorgt für die Erhaltung der Schaffens-Freude!
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0179

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
158

INNEN-DEKOR ATION

AUS »HOUSE & GARDEN« ~NEW-YORK

WINTER-GARTEN IN EINEM LANDHAUS

DIE GUTE LAUNE

sorgt für die erhaltung der schaffens-freude i

In der heutigen Arbeit des Architekten ist vieles abson-
derlich! Ist es nicht merkwürdig, daß man bei jedem
Auftrag heute: am Anfang und zu gleicher Zeit — am
Ende beginnen muß, da man, — mit Rücksicht auf Mark-
Entwertung und Preissteigerung: Stoffe kaufen, Tür-
Klinken bestellen und an die Lichtträger denken muß, —
bevor die Fundamente des Hauses ausgehoben sind? . Ist
es nicht absonderlich, daß diese Art der Erledigung des
Auftrages, — mit allen ihren, die Tätigkeit erschweren-
den und für die Honorar-Abrechnung schwerwiegenden
Folgen, — in keiner Weise bei der Gebühren-Ordnung
berücksichtigt ist? . Ist es nicht tragikomisch, daß das
heutige Bau-Programm oft — mit den Börsen-Kursen
hin- und herschwankt? . . Und daß der Architekt von
heute nie bestimmt weiß: baut er einen »Nutzbau«,
»Luxusbau« oder wird dieser durch irgendwelche unvor-
hergesehene Zwischenfälle zu einem »Überluxusbau«? . .

*

Über all das und manches andere ließe sich Vieles
sagen. Wir Architekten kennen unsere Leiden, — dem
Bauherrn aber sind sie leider meist gleichgültig. Diese
innere Teilnahmslosigkeit der Auftraggeber, das ist es,
worunter der Architekt heute wohl am meisten leidet.
Jeder Bauherr, jeder Auftraggeber müßte dieses be-

denken: Soll ein freudiges Werk zustande kommen,
so muß dem Erbauer die Laune und volle Spannkraft
bewahrt werden! . Es gibt sicher viele »traurige« Bauten,
— auch von guten Architekten. Warum? . Könnten sie
reden, so würden diese Bauten den Bauherren viel Lehr-
reiches sagen: daß nämlich im Kampf zwischen dem Bau-
herrn und dem Architekten er, der Bau, verbeult wird,
daß von den Hieben, die dem Architekten gelten, er, der
Bau, die Schrammen trägt. . Jede Kränkung des Archi-
tekten, die seine Schaffensfreude trübt, die Spann-
kraft seiner Phantasie schwächt, seinen Willen lähmt,
muß notwendig ihn zu seiner Aufgabe gleichgültig stellen.

*

Deswegen, Ihr Bauherrn und Baulustigen, sorgt, daß
dem Architekten die gute Laune erhalten bleibt! Es
liegt in Eurer Hand: die Zeit, in der Euer Haus entsteht,
als die beste, freudigste Zeit seines Schaffens zu gestal-
ten . . Die Mittel und Wege dazu zu wählen überlassen
wir Architekten Euerm Takt und Eurem Feingefühl. . .

Bedenket immer: Bauen ist ein »eigen Ding!« . Eure
scheinbare »Überlegenheit« dem Architekten gegenüber
führt nur zu einer »Niederlage« für den Bau, Eure Kälte
wird sich notwendigerweise im Bauwerk widerspiegeln,
das Ihr selbst als Bewohner bezieht! . Michaelrachus.
 
Annotationen