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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Fechner, Gustav Theodor: Geist und Materie: beseelter Körper - verkörperter Geist
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Lang, Hugo: Der schöpferische Eros
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0057

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22 INNEN-DEKORATION

architekt ludwig kozma-budapest decken-beleuchtung im schlafgemach

GEIST UND MATERIE

beseelter körper — verkörperter geist

Werden Geist nicht loslöst von der Materie, son- seits auch »spiritualistisch«; denn für sich existiert
dem, — wie wir es tun, — in ihr selbst sucht, da wo nach ihr gar nichts Materielles, das Materielle hat als
der Geist allein seine Freiheit beweisen kann, der wird solches eine Existenz bloß als Ausdruck von etwas,
sogut im Körperlichen wie im Geistigen »Freiheit« finden, das sich selbst geistig erscheint, für einen anderen Geist.
Durch den Umstand, daß der Geist seinen Ausdruck im Das Materielle ist insofern seinerseits abhängig vom
Körper hat, wird die Freiheit des Geistes nicht beschränkt, Geistigen, ja die ganze Natur verflüchtigt sich hiernach
wohl aber wird das Körperliche dann auch selbst den in selbsterscheinenden Geist . . Diese unsere Lehre will
Ausdruck seiner Freiheit enthalten. Nach diesem Prinzip nicht mehr und nicht weniger, als den Weg zeigen, wie
der Identität zwischen dem Geistigen und Materiellen man sich im Gebiete der Erscheinungen zurechtfinden
und ihrer Wechselbeziehung, welche dadurch besteht, ist kann, — indem sie die Forderung aufstellt: überall
das, was von der einen Seite als »leiblicher«, physischer zum Geist Körper und überall zum Körper Geist
Vorgang, von der anderen Seite als »geistiger«, psychi- zu suchen. . . . gustav Theodor fechner. (»zbnd avesta«).
scher Vorgang aufgefaßt wird, im Grunde nur ein und ^
derselbe Vorgang. Als leiblicher Vorgang stellt er sich SCHÖPFERISCHE EROS
jemand dar, der außerhalb des Vorganges steht, als ein 4 *** ^*
psychischer dagegen stellt er sich dar, wenn eine »Selbst- 'XTicht aus dem »Kampf« der gestaltenden Idee mit
gewahrung« stattfindet. Dasselbe Wesen hat zwei xNI der mütterlichen Materie ersteht die Schöpfung,
Seiten: eine geistige Seite, insofern es sich selbst sondern aus dem »kräftig ringenden Liebes-Spiel« der
zu erscheinen vermag, und eine materielle, leibliche polaren Kräfte erwächst in magischer Geburt das orga-
Seite, insofern es einem anderen als sich selbst erscheint, nisch lebendige Gebilde. Nicht Mars, der Gewalttätige,
Ich kann so in der sinnlichen Wahrnehmung etwas sondern Eros, der Verbindende, ist aller Schöpfung
Geistiges oder etwas Leibliches, etwas Psychisches oder und jedes lebendigen Kunstwerks Gestalter . . Goethe
etwas Physisches finden, je nachdem ich will. Diese faßt dies Wissen in die Worte: »Der Künstler kann nur
unsere Ansicht ist einerseits »materialistisch«, denn in einem gewissen Sinn und unter einer gewissen Be-
nach ihr muß das Geistige sich überall in demselben Maße dingung das hervorbringen, was er im Sinne hat, und es
ändern, wie sich das Körperliche ändert, worin es sich wird derjenige Künstler in seiner Art immer der treff-
ausdrückt. Das Geistige erscheint als durchaus ab- Iichste sein, dessen Erfindungs- und Einbildungs-
hängig vom Körperlichen, ja es läßt sich ganz ins Kraft sich gleichsam unmittelbar mit der Materie
Körperliche übersetzen. Aber unsere Ansicht ist anderer- verbindet, in welcher er zu arbeiten hat«, hugo lang.
 
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