Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

DOI Artikel:
Block, Fritz: Von der Einkehr und Besinnung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0070

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

35

DR. BLOCK U
HOCHFELD
HAMBURG
PORTAL R.-H.

VON DER EINKEHR UND BESINNUNG

VON DR. ING. FRITZ BLOCK—HAMBURG

Es ist unser Schicksal, in einer Zeit zu leben, die dem Streit um die neuen Einzel-Formen. So äußert sich die
Morgen mit Sorge entgegensieht und der das Gestern Zerrissenheit und Bewegtheit der Zeit in dem Schaffen
schon als weit der Wirklichkeit entrücktes Märchen er- der Künstler. Ihnen gegenüber meist sehr ratlos steht,
scheint.. Alles ist »im Fluß«. Ehe der schaffende Künst- — weil durch die Entwicklung von ihnen getrennt. — der
ler sein Weltbild auf die veränderte Zeit eingestellt hat, Auftraggeber, um den herum das Haus, die Wohnung
überstürzen schon wieder neue Erlebnisse und Umwer- gebaut werden soll. Er geht, auch bei entschiedenem
tungen das kaum Empfundene. Drängende Antriebe aus Kultur-Wollen hinter der Entwicklung einher und wird
bislang ungekannten Tiefen zwingen den Menschen von ihr mitgezogen, — im Gegensatz zum Künstler, wenig-
unserer Zeit zu weitgreifender Neu-Einstellung. Unauf- stensdemstarken.welcherderEntwicklungvoranschreitet.
hörlich wirken auf den bisher der äußeren »Wirklichkeit« Tagsüber gejagt von unfaßbaren Zahlen, von Erreg-
Lebenden ungekannte innere Gewalten ein, so stark, daß ungen und Krisen, sucht, wenn die Tagesarbeit beendet
alles in ihm aufgewühlt wird und die innere Spannung ist, der heutige Bürger Sammlung und Erholung von
zu nervös-hastiger Formung ihres Ausdrucks drängt . . der Hetze des beruflichen Lebens, Ruhe und Verinner-
Als ein Ventil zur Entspannung solcher inneren lichung in seinem Heim. Das Schlichte, Wahrhaftige,
Stürme ist also der sich gewaltsam auswirkende neue Echte in seiner wesenhaften, edlen Form kommt dieser
Formen-Wille zu verstehen, — eine Erscheinung, die im Sehnsucht am nächsten . . Hier soll darum der ernst-
Anfang aller stilbildenden Perioden zutage trat. Ein hafte Künstler einsetzen, der den Ausdruck unseres
solcher hypertrophischer Formen-Wille hat stets zu- besten Zeitwillens sucht 1 . Die durch die Not der Zeit
nächst eine »Überbetonung« der »Formen an sich« zur bedingte Schlichtung und Vereinheitlichung der Lebens-
Folge. Die Einzel-Form, die äußere Erscheinung des form und Lebens-Haltung, wie der Ruf nach »Verinner-
Einzelnen wird höher bewertet als der innere Gehalt, lichung«, sind die ersten leisen Anzeichen einer »Ein-
ais der tiefere Sinn des Ganzen . . Ein originelles Stuhl- kehr, — und die Hoffnung einer kommenden Kultur,
bein wird für wichtiger gehalten als das Schaffen der Für sie den geformten Ausdruck zu finden, ist unser
Raum-Einheit, als das Mysterium der Raum-Schöp- Streben . . Diesem Ziel nähern wir uns aber nicht, indem
fung. Dieses Geheimnis des Raumkünstlers, dieses wir krampfhaft nach »originellen« Formen trachten,
durchWorte schwer auszudrückende, verborgene Schwin- sondern nur durch eine sachliche und beruhigteArbeit
gen zwischen den bauenden, gestaltenden Ur-Elementen an der gediegenen und wohnlichen Raum-Schöp-
der Raumbildung wird vergessen und vernachlässigt im fung, unter Berücksichtigung der veränderten Zeitver-

192*. L 4
 
Annotationen