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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Stotz, Gustav: Bürgerliche Möbel: zu den Arbeiten von Professor Adolf G. Schneck
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0117

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INNEN-DEKORATION

professor adolf g. schneck-stuttgart empfangs-zimmer. möbelstoffe rosa

BÜRGERLICHE MÖBEL

zu den arbeiten von professor adolf g. schneck.

Gute Möbel sprechen für sich selbst. Und so könnte »Irgendwo«. Für solche Verhältnisse müssen die Ein-

man alle Worte sparen, wenn das Verständnis für richtungsstücke bei allem Reiz und aller Eigenart des

gute Möbel bei Fabrikanten, Wiederverkäufern und Pu- Details eine gewisse »Neutralität« der Form haben,

blikum eine Selbstverständlichkeit wäre. Dem ist leider etwas Weltmännisches, das eine große Beweglichkeit

noch nicht so. Und doch gibt es Ausnahmen, doch zei- und ihre Vielverwendbarkeit ohne Weiteres zuläßt. . . .

gen sich immer wieder gute Ansätze zur Besserung, und Viel zu wenig sind bei uns diese Gesichtspunkte be-

der Versuch einer nutzbringenden Zusammenarbeit zwi- rücksichtigt worden, und dem Bürger, der in eine Woh-

schen Künstler und Industriellem wird je und je gewagt, nung ziehen mußte, deren Zimmer in der Größe nicht

oft allerdings mit sehr unterschiedlichem Erfolg..... genau zu seinen Möbel paßten, war es oft unmöglich, die

Um so schöner, wenn eine solche Zusammenarbeit verschiedengearteten Möbelstücke passend zu verteilen,
zu einem wohlgelungenen Ergebnis führt. Es ist ein Aber »Vereinheitlichung« heißt nicht: irgend ein be-
unbestreitbares Verdienst der Stuttgarter Möbelfabrik stimmtes Motiv, eine Profilform, Schnitzerei oder Intarsie
Schildknecht & Cie., daß sie als großzügige Auf- an jedem einzelnen Stück der Einrichtung immer wieder
traggeberin dem Architekten Prof. Adolf G. Schneck zu verwenden. Das sind Mittel einer geistlosen, äußer-
mehrere Räume ihres großen Möbelhauses zur Verfügung liehen »Uniformierung«. Es muß vielmehr eine innere
stellte und ihm in der Durchführung seiner Ideen freie Einheit da sein, das in jedem einzelnen Stück, in seinen
Hand ließ; daß sie das tüchtige, auf alter schwäbischer Proportionen, seinen Profilen und seinem Schmuck lebt
Tradition beruhende Können ihrer Qualitäts-Arbeiter in und sich als etwas durchgängig Verwandtes, als eine ein-
den Dienst dieser Sache stellte, um technisch meister- heitliche Gesinnung offenbart. Und es ist die Gesinnung
hafte Arbsit zu leisten. Und es bedeutet keine Schmä- der Sachlichkeit, der klaren Formen und Verhältnisse,
lerung dieses Verdienstes, wenn festgestellt wird, daß der Freude an der Schönheit des Holzes, die den Möbeln
Architekt Schneck auf die Bedingungen des Fabrika- Schnecks ihre einheitliche Haltung gibt. Es ist
torischen und auf die Schwierigkeiten und besonderen die »ausgereifte« Form, die restlos geglückt ist und
Verhältnisse im Vertrieb fabrikationsmäßig hergestellter deshalb beglückend wirkt; es ist die Form, die in ihrer
Möbel mit feinstem Verständnis eingegangen ist, ohne Reife neben jedes schöne alte Stück gestellt werden kann,
künstlerisch irgendwelche Zugeständnisse gemacht zu ha- weil sie in ihrer Grundform im besten Sinne unpersön-
ben. Ist doch ein grundlegender Unterschied, ob Möbel lieh, zeitlos ist, trotz der aus reinstem, neuzeitlichem
für Räume entworfen werden, deren Dimensionen bereits Empfinden mit leichter, reizvoller Spannung in den Ver-
festliegen, und für einen Besteller, dessen Sonderwünsche hältnissen gestalteten Detailform. . . Solche Möbel ver-
schon bekannt sind, oder ob der Besteller ein Unbekannter, alten nie, — weil sie nicht der Mode unterworfen sind,
ein »Irgendwer« ist und die Wohnung ein unbekanntes weil sie ganz einfach »gut« sind. . . gustav stotz.
 
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