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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Ritter, Heinrich: Die Arbeits-Freude und das Heim
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0138

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INNEN-DEKORATION

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ADOLF G. SCHNECK—STUTTGART SEKRETÄR MIT EINLEGE-ARBE1T

DIE ARBEITS-FREUDE UND DAS HEIM

Es ist verkehrt, zu glauben, die Frage: »Wie läßt
sich die Arbeitsfreude steigern, und wie be-
haupten wir den Arbeiter seelisch gegenüber den An-
forderungen der modernen Produktionsweise«, sei auf-
getaucht aus Tiefen menschlichen Mitgefühls. Amerika,
das die modernen Produktions-Methoden am frühesten
und schärfsten entwickelte, hat auch zuerst gesehen, daß
diese Methoden den Menschen im Kernpunkt »bedrohen«,
— und daher den Arbeits-Effekt und sich selbst in Frage
stellen. Die mißbrauchte Maschine kehrt sich in vollem
Wortsinn zuerst gegen den Menschen und damit gegen
sich selbst . . Amerika begann sich um die Seele des
Arbeiters zu kümmern aus genau demselben Grund, aus
dem an Kreissägen Schutzvorrichtungen angebracht oder
Bergleuten explosionssichere Lampen oder Gasmasken
mitgegeben werden. Aus wirtschaftlichen Gründen also,

aus dem Streben nach Nutzeffekt, aus wohlverstandenem
Egoismus, und das sind sicher Gründe stichhaltiger Art.
Man erwartete einige Erleichterung von der »Psycho-
Technik«, jener Methode, den Arbeiter auf seinen
körperlichen und geistigen Gesamt-Habitus zu unter-
suchen und zu bestimmen, um ihm dann im Riesenprozeß
der Arbeit die ihm bekömmlichste Funktion zuzuweisen.
Beobachtung ergibt nämlich, daß eine Arbeit, die auf
den einen Menschen geisttötend und seelenvernichtend
wirkt, vom andern leicht ertragen und selbst mit Be-
friedigung ausgeübt wird. Bei der grenzenlosen »Ver-
tauschbarkeit«, die nicht nur für das moderne Industrie-
Erzeugnis, sondern auch für den Industrie-Arbeiter
gilt, ist es ja leicht, die Menschen ihre Plätze und Werk-
bänke wechseln zu lassen. Und so wird von einer zuver-
lässigen Eignungs- Prüfung wohl Gutes zu erhoffen sein.
 
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