Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

DOI Artikel:
Simmel, Georg: Einzelmensch und Gesellschaft: vom "Kollektiven" und "Individuellen"
DOI Artikel:
Morris, William: Vom Material
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0203

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
96

INNEN-DEKORATION

entwurf: professor bruno paul —berlin bücherschrank. kaukasisch nussbaum

Die Bedeutung der Individualität überhaupt geht
nach zwei Seiten auseinander: die eine ist die »Freiheit«,
die Selbst-Verantwortlichkeit, die dem Menschen in
weiten und bewegten sozialen Umgebungen zukommt.
Die andere Bedeutung der Individualität aber ist die
»qualitative«: daß der einzelne Mensch sich von den
anderen einzelnen »unterscheide«, daß sein Sein und sein
Tun nach Form oder Inhalt oder beiden nur ihm allein
zukomme, und daß dieses »Anders-Sein« einen posi-
tiven Sinn und Wert für sein Leben besitze . . Das
18. Jahrhundert erstrebte im Ganzen die Individualität
in der Form der Freiheit, der Ungebundenheit der per-
sönlichen Kräfte durch Bevormundungen irgend welcher
Art. Dabei aber galt die Voraussetzung, daß die aller
Fesselung entledigten Individuen sich im wesentlichen
als einander »gleich« zeigen würden . . Den anderen
Sinn der Individualität hat das 19. Jahrhundert ausge-
bildet, — praktisch in dem Dominieren der Arbeits-
Teilung. Daß der Einzelne eine Stellung einnimmt und

einnehmen soll, die er und kein anderer ausfüllen kann;
daß diese sozusagen in der Organisation des Ganzen auf
ihn wartet und daß er suchen soll, bis er sie findet. . .
Dort liegt der Wert-Akzent auf dem, was dem Menschen
»gemeinsam« ist. Hierauf dem, was sie »unterscheidet«.
Es ist das Eigentümliche dieses allgemein sich darbieten-
den, in objektiven Gebilden kristallisierten Geistes der
neueren Zeit, daß er das Material und die Anregung gibt,
die besondere, persönliche Geistes-Art auszubilden.

georg simmel. (aus »Soziologie«, vbrlag duncker k humblot—Leipzig.)



VOM MATERIAL. Die Grenzen, die ein besonderes
Material den Eigenschaften des Werkes setzt, soll
dir ein Vergnügen, kein Hemmnis sein. Die Freude an
den Eigenschaften und Verwendungs-Möglichkeiten des
Rohstoffes, das Vermögen, diese Werte hervortreten zu
lassen und eine Erinnerung an die natürliche Schön-
heit zu erwecken, das gibt dem Kunsthandwerk
immer seine Daseins-Berechtigung. . . William Morris.
 
Annotationen