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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Jaumann, Anton: Vorfragen der Raumkunst: Persönlichkeit und Raumgestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0322

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134 1NNEN-DEKORATION

Iii

DIPL.-ING. ETWANIK &. PERL—BERLIN-SCHÖNEBERG BLICK IN DEN WINTERGARTEN. HAUS H. .

VORFRAGEN DER RAUMKUNST

PERSÖNLICHKEIT UND RAUMGESTALTUNG

Unsere Raumkunst baut sich auf Hypothesen auf, so vielleicht überhaupt nicht das, was man Seele nennt. Nur
wie alles menschliche Denken und Tun. Und obwohl Nerven und geschäftliches Können. Das drückt keine
der Architekt als erster um den Grund wissen sollte, auf Wohnhaus-Architektur aus. Bleibt also nur die Maske..
dem er baut, ihm kommt das Hypothetische seiner Arbeit Die Wohnung entsteht zumeist aus einem Kompromiß,
fast nie zum Bewußtsein. Er plant und baut, als ob es Der Bauherr weiß nicht recht, was er sucht. Und der
nur auf die schöne Formulierung ankäme, als ob da nicht Architekt nicht, was er ihm »verordnen« soll. Aus diesen
Rätsel schlummerten, die vielleicht unlösbar sind. . . . negativen Größen wird dann das Mittel gezogen. »Im
Die Kleidung dient dem Menschen als Schutz und fein abgestimmten Raum wohnt es sich angenehm.« Das
Abwehr der Kälte. Mehr noch als Schmuck. Er kleidet ist die etwas stark unbestimmte These, von der still-
sich, wie er dem Auge des Mitmenschen erscheinen will, schweigend ausgegangen wird. Vielleicht sucht die über-
Zweifellos soll auch das Haus, neben seiner Schutz-Auf- wiegende Mehrzahl nur Räume von neutraler Vornehm-
gabe, repräsentieren. Es ist Festung und Schloß zugleich, heit, zweckvoll, ruhig. Soll der Raumkünstler auf dieses
Aber .. schon die Kleidung, die heute gefällig und korrekt unbewußte Streben eingehen und das Feld dem Deko-
sich jedem Körper und jedem Menschenwesen umlegt, rateur einräumen, der die einmal gefundene und einge-
ist sie nicht öfter Maske als Bekenntnis? Der Reich- bürgerte Lösung leicht variieren kann? Beispiele: Eng-
gewordene kauft sich ein stattliches Rittergut, ebenso land und Amerika. Oder sollen wir auf die persönliche,
oft aber auch ein unscheinbares Häuschen, das ihn — und künstlerische Lösung hinstreben, die in jedem Fall ver-
sein Vermögen — vielleicht noch besser schützt. Die schieden wäre? Vollständig gelingt das immer nur, wenn
fertige Maske ist ihm willkommener als das Haus, das der Architekt sein eigener Bauherr ist, wenn er seine
ihm der Architekt nach persönlichem Maß entwerfen eigene Wohnung einrichtet. Man kann aber feststellen,
will. Die persönliche Kravatte wird belächelt. Sich in daß die Räume, die er für andere baut und ausstattet,
Architektur, die noch dazu ein Fremder deutet, zu ent- im wesentlichen häufig dem Eigenheim des Künstlers
hüllen, widerstrebt den meisten Bauherren von heute, gleichen. Er kann eben nicht seine Handschrift und die
Sie haben nicht die strotzende Seele der Renaissance; Handschrift seines Geistes verläugnen. Sobald der Bau-
 
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