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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Schliepmann, Hans: Inneres und Äusseres: von der Kunst des Architekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0410

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178

INNEN-DEKORATION

haus neuerburg zu köln a. rhein kasino-raum für die beamten

INNERES UND ÄUSSERES

von der kunst des architekten

Der Baukünstler fängt erst da an, wo er in gleicher Wirkung wegen ein Portal aus der durch den Grundriß
Art wie die Natur —, das heißt »organisch«, von gegebenen Lage verlegen und einen Portikus ohne Be-
den inneren Bedingnissen seines Werkes ausgehend, ziehung zu den dahinter gelegenen Räumen davorstellen,
schafft. Er hat nicht, gleich einem »Briefsteller für Lie- einen nur »dekorativen« Giebel-Aufbau schaffen, dem
bende« die hohlen Phrasen in irgend einem Formenschatz, nicht ein benutzbares Zimmer im Dache entspricht, oder
sondern schmiedet zunächst im Kopfe aus den praktischen andererseits eine notwendige Unterfahrt für ein Schloß-
Anforderungen des Bau-Programmes, aus dem Charakter chen um der bloßen Symmetrie willen unterdrücken . .
der Umgebung, des Bauherrn, der Bau-Stoffe und seiner Des rechten Architekten Kunst ist es, ein für alle
eignen Bau-Gesinnung das Raumgebilde nach Grundriß Mal, aus dem Zweck die schöne Form zu finden, aus den
und Aufriß in steter Wechselwirkung zurecht, bis Inne- Sonderheiten des Gegebenen und Gewünschten Gestal-
res und Äußeres dann auf dem Schlußentwurf wie tungs-Motive für seinen Aufbau herzuleiten. Diese Ein-
unter gleichem Bildungs-Gesetz mit einander frei ver- zelmotive sind dann auch der naturgegebene »Schmuck«
wachsen erscheinen. Er kann zwar, wie der Dramatiker, des Baues. Er bedarf eigentlich keines weiteren. Denn
»verschiedene Charaktere« zum Ausdruck bringen, in- seine Schönheit muß in der Ursprünglichkeit des Auf-
dem er entweder im Sinne eines Rokoko-Schlößchens, baues, der Harmonie seiner Teile, der klaren Durchfüh-
eines Empire-Sitzes u. dergl. gestaltet, doch immer nur rung seiner Bildungs-Gesetze liegen . . Man merke sich
»im Sinne« und nicht als Kopist. Nie jedoch wird er als einen sichersten Grundsatz: ein Gebäude, das nicht
eine nordische Diele in eine südlichen Frohsinn atmende schon im Rohbau durch das Ebenmaß seiner Verhältnisse
Villa oder einen Alhambra-Festraum in ein hochgiebliges befriedigt, ist durch keinen Schmuck künstlerisch zu
deutsches Haus hineinkomponieren. Womit nicht gesagt retten. Der Ausbau gibt ihm nur die Politur, das Orna-
ist, daß in einem umfangreicheren Bau der besonderen ment »füget zum Guten den Glanz und den Schimmer«.
Liebhaberei des Bauherrn nicht auch einmal ein Raum Es betone zuweilen die Hauptteile, wuchere aber
in streng geschichtlicher oder irgend einer exotischen nicht. Denn die Häßlichkeit wird durch überladenen
Formensprache gewidmet werden dürfte, etwa wenn Schmuck nur krasser hervorgehoben, und einen verfehl-
jener größere, entsprechende Sammlungen aufstellen will, ten Teil eines Baues unter Ornamenten zu verstecken,
Niemals aber wird der rechte Baukünstler nur der Außen- wird niemals gelingen . . oberbaurat hans schliepmann.
 
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