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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Lang, Fritz: Sammler-Wohnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0575

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254

INNEN-DEKORATION

WOHNUNG FRITZ LANG-BERLIN-GRUNEWALD BLICK IN BÜCHEREI UND BILLARD-ZIMMER

SAMMLER-WOHNUNGEN

VON FRITZ LANG—BERLIN

Die Wohnung eines Sammlers, dessen Neigungen andere Sammler jeden ihnen lieben Gegenstand in Watte

und Eifer sich auf Gegenstände von größerem als gewickelt in Holzkästen aufbewahren. Aber für einen

Briefmarkenformat erstrecken, wird immer unter einer Menschen, der so wenig Zeit für sein Privatleben hat,

Schwierigkeit zu leiden haben: an der Notwendigkeit, die scheint mir dies eine etwas umständliche Methode der

Gegenstände seiner Liebhabereien in den wohnlichen Freude. Der unmittelbare Umgang mit den Dingen, die

Raum einzufügen. Ganz besonders erschwert wird diese man liebt, das von ihnen begrüßt werden, wenn man

Notwendigkeit, wenn es sich um eine Wohnung handelt, heim kommt, scheint mir persönlich einen anderen Kon-

die nicht nach den Entwürfen des Besitzers gebaut wurde, takt zwischen Sammler und Sammlung zu schaffen, als

sondern nach dem Schema des heutigen großstädtischen die Sorgfalt, die jedes einzelne Stück in Watte packt,

Mietshauses. So versteht es sich von selbst, daß Dis- es sei denn, daß man über viel Zeit verfügt, um sich

harmonien entstehen, die sich mit allem guten Willen jeden Tag die Mühe zu machen, das jeweils am meisten

nicht ganz auflösen lassen. Aber ich habe mich nie dazu geliebte auszupacken, sich damit zu beschäftigen und es

entschließen können, meine mir lieben Sammlungen in wieder in sein Asyl zu betten.

Kisten und Kasten zu verwahren, bis ich ihnen im er- Wenn man die Entwicklung des Wohnraumes durch
träumten eigenen Haus mit dem alten, großen Garten die Jahrhunderte verfolgt, so kommt man zu der Fest-
den ganz harmonischen Platz anweisen könnte, und finde Stellung, daß sich die Kultur des »Wohnens« gleichzeitig
mich schlecht und recht damit ab, daß in meiner Bücherei gehoben und gesenkt hat, das heißt: durch die fabrik-
Südsee, Afrika und Mexiko einigermaßen wesensfremd mäßige Herstellung von allem, was zum Wohnraum ge-
nebeneinander stehen — oder daß im Wohnzimmer japa- hört, ist sicherlich ein beträchtlich größerer Prozentsatz
nische No-Masken, siamesische Tempelfahnen und chine- von Menschen in der Lage, hygienisch und gemütlich zu
sische Sakralgefäße sich notgedrungen mit europäischen wohnen, als zur Zeit, da das Handwerk alleiniger Her-
Sitzgelegenheiten, dem Ibach-Flügel und dem Bücher- steller aller häuslichen Gegenstände war; andererseits
schrank vertragen müssen. Ich habe eine große Bewun- aber hat sich der Geschmack banalisiert und es genügt
derung für die sachliche Gewissenhaftigkeit, mit der den meisten Menschen von heute, für ihre Wohnungs-
 
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