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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Schiebelhuth, Hans: Über das Private: die Lage des Hauses in der Landschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0707

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308

INNEN-DEKORATION

adolf propp—berlin-grunewald wandmalerei 1. e. empfangs-zimmer

ÜBER DAS PRIVATE

die lage des hauses in der landschaft

Ein Reisender, der in Toskanien seine ersten Spazier- In den Ländern nördlich der Alpen rindet sich dieser
gänge unternimmt, wird fürs erste schwerlich zu ausgesprochene Hang, sich auf selbsteigenem Grunde
einem Genuß der Landschaft kommen. Stundenlang geht schau-und schalldicht abzugrenzen, nicht. Wir haben
der steinige Weg in der Hitze, zwischen übermannshohen den offenen Zaun, die freundlich grüne, lebendige Hecke,
Mauern, die dem Auge auch nicht einen Blick ins freie die weite offene Au. Selbst die kultivierte Landschaft
Feld gönnen. Hinter diesen Mauern aber, in denen jedes bei uns teilt dem Weg ihren Rausch mit, freundlich und
Privatgrundstück eingegrenzt ist, liegt die Welt, liegen offen stehen die Häuser im Geländ, ja, sie fordern uns
die schönen alten Villen mit ihren Zypressengärten, liegt geradezu auf, ihre Wohnlichkeit und anmutige Lage, ihr
sogar das Ackerland mit den silbrigen Olbaumständen, umgrüntes und umblühtes Dasein im Vorübergehen zu
den weinumwundenen Maulbeerbäumen, den Saatfeldern, genießen. So haben wir, mit unsern Maßstäben gemessen,
Erst wenn der Weg eine gute Weile bergan gestiegen eine menschlichere Auffassung des »Privaten«. Ohne
ist oder sich weiter ins Gelände verliert, hat der Wandrer in der Preisgabe des Selbsteignen so weit zu gehen, daß
die Gunst des Einblicks in die Landschaft mit ihrer klaren, wir den beliebigen Spaziergänger oder den Nachbarn in
zauberhaften Schönheit von Formen und Farben, also unsere Fenster schauen lassen, geben wir ihm doch gern
entweder dank der bergigen Gliederung der Erdober- so viel, als er haben kann, ohne uns in unserem Privaten
fläche, oder dank einer Gesinnung, die Privatgelände nur zu behindern, und Privat ist für uns ideal als Zustand so,
in menschenentlegenen Plätzen nicht mit mannshohen daß wir weder andere stören, noch von anderen ge-
Mauern gegen den »lieben« Nächsten umhegt und sichert, stört werden können.....hans schiebelhuth-florenz.

In der Tat, der Nordländer stößt im sonnigen Süden, ~k
dessen landschaftliche Schönheit ihn — wohl nach dem r I ^ECHNIK UND TALENT. Ein neugieriger Be-
Gesetz von der Anziehung des Gegensätzlichen — von JL sucher betrachtete eines Tages Zeichnungen eines
altersher lockt, auf eine merkliche Darstellung des bekannten Künstlers und stellte nach einer Weile die
»Willens zum Privaten«, die ihm ungewohnt und fremd Frage: wie jener technisch gearbeitet hätte, ob er mit
ist, und er empfindet dem Privat gegenüber etwas wie einem harten oder einem weichen Bleistift zeichne. Der
den ursprünglichen Wortsinn, — nämlich »beraubt« sein. Künstler antwortete kurz und bündig: »Mit Talent«.. s.
 
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