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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Hagenbucher, Hedwig Lafrenz: Die Frau und der Schreibtisch: vom guten und vom schlechten Schreibtisch
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Bauer, Otto: Schaffen und Werk
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0796

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INNEN-DEKORATION

347

Geldschublade eine sehr ernste Angelegenheit, sowie die
Schublade für häusliche Dokumente. Ach, ich könnte
noch vieles aufzählen, was so ein Schreibtisch enthalten
muß, damit er zum wahren Freund, Berater und Tröster
wird, aber ich überlasse das übrige der Phantasie meiner
Leserinnen, sie mögen die letzten Schubladen füllen . .

Mit Grauen denke ich an die modernen, nüchternen
Schreibtische, die jede Freude töten, jeden herzlichen
Gedanken ausschließen. Meistens gehören sie zugleich
dem Mann und damit verschwindet das eigentliche
Besitz- und Heimatsgefühl. Noch schlimmer aber sind
die zierlichen Dekorations-Schreibtischchen auf schlanken
Füßchen, kleine, wackelige Dinger, beladen mit Nippes,
einer ungebrauchten Schreibmappe, in der nichts ist,
als weiße Löschblätter und ein paar Anstandsmarken.
Solch ein Möbel beleidigt ein wohnliches Zimmer, ich
könnte mich nie wohl darin fühlen . . Drum möchte ich
allen Frauen meinen Schreibtisch wünschen, sie
würden ihn lieben lernen, ihm vertrauen, mit allen Sorgen
zu ihm kommen und bei dieser guten Behandlung würde
er sie trösten, ihnen helfen und sie überzeugen, daß er
unbedingt fähig ist, eine wichtige Rolle in ihrem
Leben zu spielen......Hedwig lafrenz hagenbucher.

Geheimnisvoll weben immer die wechselseitigen Ein-
flüsse: wirken die Möbel und Einrichtungsstücke
auf den Menschen, der unter ihnen wohnt, so stellen
sie doch wieder nichts als diesen Menschen dar . . w. f.

SCHAFFEN UND WERK

Jedes menschliche Schaffen ist in der Auseinander-
setzung mit der Umwelt begründet. Weil der Mensch
durch diese Welt leidet, versucht er sich frei zu machen,
indem er schafft. . Ein Erlebnis, oder die Erinnerung an
ein solches, löst im Künstler eine Idee aus. Zunächst ist
diese noch unklar. Doch sie ist da, läßt ihn nicht mehr
los, sie zwingt ihn immer mehr und mehr in ihren Bann.
Er ist ruhelos, in fortwährendem inneren Kampfe — bis
eines Tages alles plötzlich anders wird. Alles Unklare
wird Klarheit, alles Formlose wird zur Gestalt. Der be-
engende Druck ist überwunden . . Er muß über sich hin-
aus, — muß schaffen, gestalten, was ihn bedrängte. Er
kann nicht anders .. Mensch sein, um schaffen zu müssen;
schaffen müssen, um Welt zu gestalten; Welt zu gestal-
ten, um Mensch zu sein. Das ist der ewige Kreislauf.
Das ist das Schaffen des Künstlers. Das Werk ist er
selbst, seine Welt, sein Denken und sein Fühlen ....

Alle Geschehnisse des Lebens sind bestimmten Ge-
setzen unterworfen. Diese aufzufinden und deren logische
Konsequenzen zu entwickeln, mit den Mitteln des mensch-
lichen Wissens Licht und Klarheit in die Gesetzmäßig-
keiten der Entwicklung zu bringen, das ist das Schaffen
des Gelehrten. Sein Werk ist gestaltetes Wissen. . .

Das Schaffen der Gebrauchs-Dinge, die uns umgeben,
des Gegenstandes, der durch die Vollkommenheit seiner
Zweckerfüllung uns leben hilft, — das ist das Schaffen
 
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