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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Michel, Wilhelm: Romantik der technischen Form im Kunstgewerbe
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Die Linie
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0811

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ROMANTIK DER TECHNISCHEN FORM IM KUNSTGEWERBE

Hüten wir uns davor, dem Schlagwort von der abso- künstlerisch »salonfähig« geworden ist.. Man braucht das
luten »Nüchternheit« des neuen Menschentyps eben gefallene Wort von dem exotischen Reiz nur auszu-
allzu leichtfertig Glauben zu schenken! Und hüten wir sprechen, so ist alsbald die Einsicht in das romantische
uns vor allem davor, von »Phantasie« nur da zu reden, Grundwesen dieser Gestaltungsweise da. Es ist kein
wo der Kunstgewerbler sich in organische Lebensform Zweifel, daß heute manche kunsthandwerkliche Gestalter,
hineinträumt oder wo er die Sinne angreift durch ein insbesondere Wiener Künstler, den Würfel, die Spirale,
lautes, strömendes Jubilieren der Farben oder Linien. die Stange, den Blechstreifen, die Kugel, die Röhre, das
Gewiß hat das Technische große Gewalt über den Gitter durchaus »romantisch« zu verwenden wissen Sie
Menschen von heute. Gewiß sind das Tempo, die Ge- wissen gerade das Nüchterne zum feinsten, sichersten
sinnung, die Gefühle und die Lebensauffassungen, die Reiz zu machen, sie wissen es zu »romantisieren«, d. h.
von der Technik her breit in unser Dasein schlagen, in einen Zusammenhang zu bringen, wo es merkwürdig
bestimmend geworden für den inneren und äußeren Le- blumig und »phantastisch« wirkt . . Im ganzen kann man
bensstil der Gegen- ____ sagen, daß wir ge-
wart. Gewiß dringt genwärtig wieder in
dasTechnischeimmer einer, sich deutlich
stärker in die Gewer- ausprägenden Erneu-
bekünste und selbst Hj crung der kunstge-
in die Künste ein. I

Aber es wird hier griffen sind Man darf

sofort von der Phan- ml.-----...... solche Bewegungen

tasie ergriffen und allerdings in ihrer
in einer eigentümlich Tragweite nicht über-
reizvollen Weise ver- schätzen. aber jeder
arbeitet. Und ob- Verständige wird sie
schon wir von alters- begrüßen als Versu-
her gewohnt sind, M che, das kunsthand-
das Technische und werkliche Gestalten
das Nüchterne gleich- jung und beweglich
zusetzen, sehen wir H zu erhalten und die
in der modernsten innere Beziehung un-
Raumkunst und dem serer Formenwelt zu
zugehörigen Klein- den tieferen geistigen
kunstgewerbe das Strömungen der Ge-
Sonderbare sich be- genwart zu gewähr-
geben: das Techni- ■ ^Uforfll BkML^^M leisten wilh. michkl.
sehe wird phan- *
tastisch. Es wer- DIE LINIE
den ihm Reize abge-
wonnen, an die vor f^odin, der Bild-
kurzem noch kein I\ hauer, ging, von
Mensch gedacht hat. ^MIÜIFItS^ '^HHIH seinem Freund be-

das | ^HhV^^^M ^H|^| l Ei ' beiden Män-

mit einer eleganten, j jUjj i}j ! | V^i Schwäne schwam-

radoxie besonders be- der Leda ihre langen

nische, wie es in sol- zorniges Fauchen aus.

chen Fällen auftritt. Der Freund verwun-

exotischemReiz, feindselige Gebaren

d. h. es wirkt als et- und bedauerte, daß

was Fremdes, als et- so schöne Tiere an-

was von Draußen- scheinend gar keinen

kommendes, das ei- _ - ' ...... Verstand besäßen.

gentlich nicht in die I »Sie besitzen eine In-
Kunst gehört und das telligenz der Lini-
doch auf geheimnis- ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^mSSSM en«,erwiderteRodin,

volle Weise plötzlich Professor emil fahrenkamp. Schrankwand im zimmer dertochter »das ist doch genug!«
 
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