Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

DOI Artikel:
Lang, Hugo: Neue Dekorations-Stoffe: der Wettstreit um hochwertige Ornamentik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0812

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION 363

ma

ENTW. U. AUSF: HAHN & BACH — MÜNCHEN BROKAT FÜR DEKORATIONS-ZWECKE

NEUE DEKORATIONS-STOFFE

DER WETTSTREIT UM HOCHWERTIGE ORNAMENTIK

Der Wettstreit ist der Vater aller Dinge; man soll
wissen, daß alles durch Kampf und Notwendigkeit
zum Leben kommt«, lehrte Heraklit; und man fühlt sich
veranlaßt, dieses Wortes zu gedenken in dem »Kampf«,
der wieder einmal um das »Ornament« sich zu ent-
spinnen beginnt. Von verschiedenen Stellen aus wird
nämlich wieder das Ornament in Acht und Bann getan,
ja sogar mit schwerem Geschütz wird dagegen ange-
fahren, es wird als »eine ägyptische Plage, als eine
Seuche, als ein negroider Atavismus« bezeichnet, der
ausgerottet werden muß. Ein solches Anrennen und
Stürmen ist immer lustig und bringt Leben und Bewegung
in die Reihen. Dieser Ansturm gegen das Ornament ist
keineswegs schädlich, sondern im Gegenteil zu begrüßen,

denn er wird seine guten Wirkungen haben.......

Zu erklären ist diese Negation als eine Ermüdungs-
Erscheinung nach Exzessen. Und es muß in der Tat zu-
gegeben werden, es sind solche Mengen schlechter Orna-
mentik produziert worden, daß eine Zeit der Abkehr
von solcher Massen-Ornamentik zur Naturnotwendigkeit
wurde. Allerdings sind unter den Hauptgegnern gerade
auch solche, die vor nicht langer Zeit sich noch in extrem-
sten »expressionistischen« Phantasien ergingen, — es ist
also ein gut Teil echten »Ressentiments« in dieser Abwehr
und Einkehr . . Was von vielen dabei übersehen wird,
ist nur das eine: daß es sich um einen Kampf gegen
das schlechte Ornament und das Ornament an
unrechter Stelle handelt. Und insofern wird die Zu-

rückdrängung des Ornamentes sich als segensreich er-
weisen, weil sie, — wie das immer der Fall ist, — in dem
Kampf ums Dasein zu einer natürlichen Auslese führt,
bei der nur das Lebensfähige sich durchsetzen wird.

Ein Gebiet wird dem »Ornament« jedenfalls immer
vorbehalten bleiben: das weite Gebiet der Textilien.
Seit Menschengedenken wurden Stoffe durch Muste-
rungen belebt, — und so wird es immer bleiben. Die
Art der ornamentalen Flächen-Gliederung und -Belebung
wandelt sich wohl mehr oder weniger, — es bieten
sich ja unzählige Möglichkeiten konträrster Richtung in
formaler und farbiger Hinsicht, — aber ausschalten läßt
sich das Spiel der Phantasie hier niemals, das durch die
Wesenheit des gewebten Stoffes immer von neuem ge-
reizt wird, sich in ornamentalen Gebilden auf dieser
leicht bewegten Fläche auszuleben. Es ist nun von be-
sonderem Interesse, gerade in einer solchen Periode, in
der jede Ornamentik mit Reserve und kritischem Blick
betrachtet wird, neuzeitliche, gemusterte Stoffe, Deko-
rations- und Möbelstoffe daraufhin anzusehen, ob sie
»Lebens-Berechtigung« haben. Als ein Beweis der
Lebensberechtigung kann sicherlich die Nachfrage an-
gesehen werden. Und da läßt sich feststellen, daß zu-
mal in der letzten Zeit die Nachfrage nach neuzeitlichen
Dekorations-Stoffen, wie sie hier in den vorliegenden
Abbildungen aus der bemerkenswerten neuen Kollektion
der bekannten Firma Hahn & Bach — München gezeigt
werden, sehr rege ist. Nicht nur im Inland, sondern
 
Annotationen