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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Landsberger, Franz: Raum- und Flächen-Erlebnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0899

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INNEN-DEKO RATION

399

I

ARCHITEKT WILLY FOLT1N —WIEN TISCHPLATTE IM SPEISEZIMMER S. 392

RAUM- UND FLÄCHEN-ERLEBNIS

n der energischen Tiefenführung einerseits, in der bild- Raum das Nur-Vorgetäuschte, während in der Plastik
mäßigen Flächigkeit andererseits liegen die Höhe- die dritte Dimension das Gegebene und das Flächenbild
punkte plastischer Gestaltung. Auch die Malerei hat nur erscheinend ist. Entfernt sich die Skulptur durch
die Möglichkeit zu so polarer Zuspitzung der Gegensätze ihre wirkliche Tiefenräumlichkeit von der Malerei, so
von »Raum« und »Fläche«. Denn wie tief auch in der nähert sie sich eben damit der Architektur. Auch die
Malerei der Raum illusionistisch gegeben sein mag, ein Architektur setzt dreidimensionale Gebilde in den Raum,
gutes Bild wird immer etwas von seinem Flächencharak- die der Betrachter nur mit umhergleitendem Blick er-
ter bewahren. Diese Flächigkeit braucht nicht in einer fassen kann. Die Plastik bietet uns feste Körper, die
Ebenenhaftigkeit der dargestellten Gegenstände zu be- wir, indem wir sie mit unseren Blicken umkreisen, gleich-
ruhen ; allein die Farbenkomposition kann über alle gegen- sam in Besitz nehmen: das erzeugt eine tätig-zupackende
ständliche Tiefe hinweg den Charakter der Bildfläche Stimmung. Im Innenraume einer Architektur hingegen
wahren. Ist das Komponieren mit der Farbe überhaupt wird der Raum durch Hohlkörper gebildet, in die der
etwas anderes, als das Suchen eines Ausgleichs von Beschauer sich mitten hineinstellt; schon dieses Darin-
rechts nach links, von oben nach unten, also eine »Organi- Sein erzeugt eine unmittelbare, wärmere Stimmung,
sierung der Fläche?« So kann die Plastik wie die Ma- Hier ist das Feste nicht Widerstand, sondern ein
lerei den Raum und die Fläche zugleich erleben lassen, Zurückweichen der Raumgrenzen, die das Auge nach
nur daß in der Malerei die Fläche das Gegebene ist, der sich ziehen. . . franz Landsberger (»vom wkskn derplastik«).

1924. XII. 4*.
 
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