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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

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Ritter, Heinrich: Der Kachelofen der Neuzeit: Wettbewerb: Heinsteinwerk, Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0161
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INNEN-DEKORATION

HEI NSTEIN-
WHRK. ENTW.
SCHLESINGER
KACHBLOPEN

DER KACHELOFEN DER NEUZEIT

WETTBEWERB: HEINSTEIN WERK-HEIDELBERG

^us dem künstlerischen Aufschwung, den in der letzten sern, Wohnhäusern und Siedlungen greift man wieder
Generation die verschiedenen Gebiete des geho- zum Bau von Kachelöfen, weil diese am besten jene
benen Handwerks zu verzeichnen haben, konnte auch das Forderung erfüllen, die man an Heizkörper nach raum-
Kunsthandwerk des Kachelofens ganz erhebliche För- und formkünstlerischen, nach heiztechnischen und hygie-
derung und künstlerischen Gewinn ziehen. So wurde nischen Prinzipien zugleich stellen muß. Alle Anzeichen
einer der ältesten und würdigsten Zweige deutscher Hand- der letzten Jahre deuten darauf hin, daß der Kachelofen-
werks-Kultur wieder mit neuer Lebenskraft erfüllt. Auf bau ganz neuen Entwicklungs-Möglichkeiten ent-
eine reiche undvielfältigeEntwicklung innerhalb der vielen gegengeht, und es läßt sich für ihn eine Blütezeit auch
Stilwandlungen im Lauf der Zeiten kann der Kachelofen innerhalb der nächsten Generation vorausahnen, die seine
zurückblicken. Als altdeutscher »Schüssel-Kachelofen« Glanzzeiten in der Vergangenheit von der Gotik bis zum
tritt er uns zuerst entgegen; zur Zeit der Gotik dann im Biedermeier noch an Geltung, Wirkung und Form-Mög-
Schmuck seiner verzierten Wappen-Kacheln; farbig und lichkeiten übertrifft. Der Kachelofen ist heute jedenfalls
plastisch reich durchgearbeitet bieten sich die Ofen der wieder ein wichtiger Faktor unserer Wohnungs-Kultur.
Renaissance, des Rokoko und des bäuerlichen Barock; An diese Voraussetzungen und diese Erscheinungen
in schlichteren Formen zeigen sich die runden Ofen des muß man erinnern, um zu verstehen, warum gerade die
Empire und der Biedermeier-Epoche. Und zu allen Zeiten interessierten Kreise der Baukunst mit besonderer Teil-
zeigte sich das Bestreben, nicht nur ein »heiztechnisch«, nähme auf das Ergebnis des »Preisausschreibens« blick-
sondern auch keramisch-plastisch und künstlerisch ten, welches das Heinsteinwerk in Heidelberg als
möglichst vollkommenes Einrichtungsstück des Wohn- großen internationalen Wettbewerb erlassen hat. Gerade
raumes in einem solchen Kachelofen-Gebilde herzustellen, weil wir am Beginn eines neuen Aufschwungs des Kachel-
Jahrhundertelang war der behaglich wärmende, gut- ofen-Baues stehen, mußte heute mehr als je ein solcher
geformte Kachelofen für den Wohnhaus- und Palast- Wettbewerb Interesse wecken und Erfolg haben . . Ein
bau der einzige und unentbehrliche Heizkörper. Und Preisausschreiben, das sich zur Aufgabe setzte, einen
es konnte nur vorübergehend, unter dem Einfluß einer, möglichst großen Kreis der schaffenden Künstler zur Mü-
den maschinell-schematischen Massen-Typus überschät- arbeit anzuregen und die zerstreut arbeitenden Kräfte
zenden, auf das rein Mechanistische gerichteten Zeit zur Erzielung von Spitzenleistungen zu sammeln, mußte,
die Anschauung aufkommen, daß eiserne Heizkörper — ohne daß mit dieser Forderung zunächst eine Wert-
vollgültigen Ersatz schaffen würden. Von dieser An- messung verknüpft wird, — von einem großen Unter-
schauung ist man heute wieder abgerückt, denn in Schlös- nehmen ausgehen, das durch eine Summe jahrzehntelanger

1925. IT. 3.
 
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